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Flächenfraß: Bayern bald Betonwüste?

    Flächenfraß in Bayern

    Das Platzbedürfnis der Menschen wächst immer mehr. So hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche in Deutschland in den vergangenen 50 Jahren fast verdoppelt. Das hat einen enormen Flächenfraß und Bodenversiegelung zur Folge, denn durch die Ausweitung von Siedlungsgebieten und Verkehrsanlagen werden in jeder Sekunde in Deutschland 15 Quadratmeter freier Boden in Anspruch genommen. Schon jetzt sind rund zwölf Prozent der Fläche der Bundesrepublik mit Häusern, Straßen, Gewerbeflächen und Abstandsgrün überbaut. Traurig aber wahr: Einer der europäischen Spitzenreiter im Flächenverbrauch ist derzeit Bayern. Im Freistaat wird jeden Tag durchschnittlich knapp 30 Hektar Land pro Tag versiegelt. Das entspricht einer Fläche in der Größe von etwa 40 Fußballfeldern.

    Gesundheitsfaktor Boden

    Der Verlust naturbelassenen Bodens hat negative Folgen für Mensch und Natur. Denn Boden ist Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen, die Mikroorganismen darin sind unentbehrlich für den Abbau von Schadstoffen. Regnet es, saugt sich der Boden wie ein Schwamm voll Wasser. Ein Teil davon versickert langsam und füllt – gefiltert und gereinigt – den Grundwasserspeicher auf. Ein anderer Teil verdunstet und sorgt in Stadtnähe für ein angenehmes Klima. Wenn der Boden dagegen versiegelt ist, fließt das Wasser nur oberflächlich ab, anstatt in der Erde zu versickern. Gleichzeitig gelangen Schadstoffe ungefiltert in die Oberflächengewässer und lassen den Grundwasserspiegel allmählich sinken. Auf der anderen Seite schwellen Flüsse im Einzugsgebiet verbauter Oberflächen bei starken Niederschlägen besonders schnell an. Das bedeutet eine erhöhte Hochwassergefahr, deren Ausmaße vor allem durch die letzten Hochwasserkatastrophen eindrucksvoll deutlich wurden.

    Aktion „Bayerns Schönheit bewahren“

    Doch obwohl nicht jedes Dorf ein teils riesengroßes Gewerbegebiet braucht, werden immer mehr Flächen dieser Art ausgewiesen. Das bayerische Wirtschaftsministerium subventioniert sogar neue Gewerbegebiete, und das, obwohl bereits jetzt in Bayern fast 10-tausend ha ansiedlungsbereite Fläche freisteht. Kein Wunder also, dass Gewerbegebiete damit einen ganz erheblichen Anteil am angestiegenen Flächenverbrauch haben. Darüber hinaus erfordern vor allem diese Gebiete neben der normalen Erschließung oft zusätzliche Zufahrtsstraßen und Autobahnanbindungen und ziehen eine weitere Bodenversiegelung nach sich. Aus diesem Grund hat der Bund Naturschutz jetzt erstmals für seine Aktion „Bayerns Schönheit bewahren“ den Verlust an Heimat durch Gewerbegebiete dokumentiert. In einem 100-seitigen Schwarzbuch publizierte er unter anderem bislang unveröffentlichte Luftbilder, die die vielfach gesetzeswidrige Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich der Siedlungen, in Talräumen, Überschwemmungsgebieten, gerodeten Wäldern oder auf wertvollen landwirtschaftlichen Flächen in Bayern belegt.

    Umdenken dringend erforderlich

    Bei genauem Hinsehen beeinflussen sich viele der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme der heutigen Zeit gegenseitig. Vor allem mit der Ressource Boden wurde in der Vergangenheit vielerorts zu verschwenderisch umgegangen. Rund 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland lebt in so genannten Verdichtungsräumen. Dort werden am meisten Schadstoffe und Abfälle produziert. Damit heutige Generationen jedoch nicht auf Kosten der nachfolgenden leben, ist deswegen eine Trendwende im Landverbrauch dringend erforderlich. Erste Schritte in diese Richtung werden bereits unternommen: Mittlerweile beginnen manche Gemeinden, Parkplätze und andere Flächen mit durchlässigen Pflastersteinen zu bebauen, anstatt sie zu asphaltieren. Dadurch versickert das Wasser, statt die Kanalisation zu überfordern. Auch müssen Architekten bei Neubauten dafür sorgen, dass große Teile des Regenwassers in Sickergruben geleitet werden.

    Quelle: BR-Online – Umwelt und Gesundheit + Bund Naturschutz – 13.03.2003

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