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Neue Urbanität: Die menschenfreundliche Stadt

Kinder in Kölner Hochhaussiedlung

Es ist nicht mehr zu übersehen, dass die Funktionsentflechtung, wie sie in den zwanziger Jahren entwickelt und mit der „Charta von Athen“ 1933 propagiert wurde, ein Irrtum gewesen ist. Im Namen von Hygiene, Ordnung und Verkehr wird seitdem die traditionelle Stadt zerstört. Die Reduzierung  der Stadtplanung auf reine Betriebstechnik wird aber der menschlichen Psyche nicht gerecht. Die Annahme damaliger Stadtplaner, der Verkehr sei zu einer wesentlichen Funktion des urbanen Lebens geworden, ist meines Erachtens falsch. Die ursprüngliche Funktion der Stadt war nicht die Fortbewegung sondern das Verweilen. Menschen treffen sich an einem Ort und beschließen, zusammen dort zu leben. Daraus entsteht Stadt, nicht aus Verkehr.

Eine Stadtplanung mit menschenfreundlicher Nutzungsmischung bei hoher Bebauungsdichte verringert den Transportbedarf und die Zahl der Privat-PKW, hält Wegstrecken kurz und damit das Verkehrsaufkommen gering; die Flächen für ruhenden und fließenden Verkehr können reduziert werden. Werden Wohnungen, Restaurants, Geschäfte, emissionsarme Gewerbe, Kinos und Theater in einem Viertel angesiedelt, können Menschen in diesem Stadtviertel wirklich leben und nicht nur dort schlafen.

Wir sollten bei der Planung neuer Wohngebiete nicht mehr vergessen, dass der Mensch für seine Gesundheit mehr braucht als praktische und wirtschaftliche materielle Ausstattung. Die menschenfreundliche Stadt bietet Plätze, Zeichen, Merkmale, Objekte, die zum Verweilen und zum Plausch einladen und ungefährdetes Spielen der Kinder zulassen. Soziales Leben braucht Kristallisationskerne. Die sozialen Elemente der Architektur sind es, die ein Wohnquartier zur Heimat machen. Je stärker die Identifikation mit dem Wohnumfeld ist, desto größer ist letztlich auch die Bereitschaft, für die Gestaltung seines Viertels Verantwortung mit zu übernehmen.

Es ist dringend notwendig, wieder Siedlungsformen zu realisieren, die dem Miteinander der Menschen förderlich sind. Viele gesellschaftliche, bzw. gesundheitliche Probleme können auf falsches Bauen zurückgeführt werden.