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Bemerkungen über Architektur

    „Stylish“
    ist für mich ein negativ besetzter Begriff – insbesondere wenn Architektur gemeint ist.
    Architektur verkommt immer mehr zum modischen, aber zweckfernen, Produkt-Design mit begrenzter Erträglichkeitsdauer. Für viele Medien ist es schon große Architektur, wenn ein Haus nicht wie ein Haus aussieht, sondern wie ein Wohnwagen, ein Badezimmerspiegelsschrank, eine Waschmaschine oder ein Kanzleramt.

    Wer Ziegel auf dem Dach hat, gilt als ästhetisch nicht ganz dicht.

    Tom Wolfe bemerkt in seiner Abrechnung mit dem sogenannten Funktionalismus, „From Bauhaus to Our House“, über das Flachdach, dass alle Geburtsstädte unserer modernen Architektur rund um den 52. Breitengrad lägen, also Berlin, Weimar, Rotterdam, Moskau. Dort aber gebe es „genug Schnee und Regen, um eine Armee aufzuhalten“. Darum stellt er sich die Frage: Was ist funktional an einer flachen Dachform, die Schneelasten nicht abführen kann, Regen zu Seen staut, und bei Sonne kaum betreten wird, weil es dort entweder zu heiß oder zu windig ist? Von der also höchstens Selbstmörder profitieren, weil sie bequemer vom Hochhaus springen können?

    Ist das Kunst oder…
    Es soll zwischen Mies van der Rohe und der Bauherrin des Hauses Farnsworth eine gerichtliche Auseinandersetzung über den Wert des Hauses gegeben hat, weil der radikale Grundriss quasi ‚unbewohnbar‘ gewesen sei. Ist das jetzt gute Architektur?
    Ich meine: das ist Kunst und nicht Architektur. Kunst muss nicht bewohnbar sein oder nutzbar, aber Architektur unbedingt. ➜Bauexpertenforum.

    Mode
    Ich interessiere mich nicht für Modeschauen berühmter Designer (Architekten). Da gibt es nichts, was der durchschnittliche/normale Mensch (normalerweise) brauchen kann. Ich mag Architektur, die jeder (er)tragen kann.

    Architektur ist nicht schwierig,
    solange man nichts davon versteht. Der angeborene Nestbautrieb scheint auszureichen. Und wenn der Murks ausgebrütet ist, muss der Architekt ihn abstempeln und unterschreiben, weil ja einer für alles haften muss, wenn irgendetwas doch nicht passt.

    Wenn die Leute an ihre Autos so hohe Anforderungen stellen würden, wie an ihre Wohnqualität, dann wäre der Trabbi das Maß aller Dinge, aber jeder wäre stolz, in der selbst gebauten Seifenkiste herumzufahren.

    Beim Hausbau haben wohl viele (besonders die Männer) ein Problem damit, sich von einem anderen Menschen das eigene Nest bauen zu lassen – Reste eines uralten Nestbau-Instinkts vermute ich.

    Dass man fürs Prozessieren einen Anwalt braucht, scheint jedem klar zu sein. Besser ist es, auch das Planen und Bauen jemandem zu überlassen, der das kann. Dann kann man sich Bußgelder und Anwalt sparen – das kommt viel günstiger.

    Die teuersten Häuser werden von Architekten gebaut. Und die Billigsten. Auch die Besten. Denn wer viel Geld hat, spart nicht am Architekten und baut nicht billig. Wer Kosten sparen will, braucht Architekten, die das können. Preiswertes Bauen macht den Planern mehr Arbeit; das bekommt man also kaum für ein Hungerhonorar.

    Die restlichen 95 Prozent werden von Bauherren errichtet, die aus fehlgeleiteter Sparsamkeit das Geld zum Fenster hinaus oder dem Bauträger in den Rachen werfen.

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