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Im Verkehr ist weniger mehr

    Mehr Verbindungsstraßen sind in Städten eher von Nachteil als von Vorteil

    Bei der Verkehrsplanung in Städten ist das Motto „viel hilft viel“ eher kontraproduktiv: Wenn zu viele Straßen ins Zentrum führen, ist der Verkehrsfluss schlechter als bei einer geringeren Anzahl von Verbindungen.

    Das haben britische Mathematiker mit Hilfe einer Simulation herausgefunden, in der sie die mittlere Reisezeit in ein Stadtzentrum abhängig von der Menge der Verbindungsstraßen berechneten. Über die Arbeit von Douglas Ashton und seinen Kollegen von der Universität Oxford berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (Ausg. vom 29. Januar, S. 12).

    Die Forscher begannen mit einer stark vereinfachten Version eines Stadtstraßennetzes: Sie simulierten eine ringförmige Umgehungsstraße mit ein paar speichenartigen Verbindungen, die sich im Zentrum kreuzten. In diesem Modell berechneten sie, wie sich die benötigte Reisezeit mit der Anzahl der Verbindungsstraßen veränderte. Wie erwartet wurde die benötigte Zeit kürzer, wenn mehr Straßen zur Verfügung standen – allerdings nur dann, wenn Staus ausgeschlossen waren.

    Wurden jedoch Verzögerungen im Stadtzentrum mit in die Berechnung eingeschlossen, änderten sich die Verhältnisse. Unter dieser Voraussetzung gab es eine optimale Anzahl von Straßen, bei der der Verkehrsfluss am besten funktioniert. Wurde diese Zahl jedoch überschritten, verlangsamte sich der Fluss und die simulierten Autos brauchten länger für die gleichen Strecken als bei weniger Verbindungsstraßen.

    Die Ergebnisse dieser Berechnung passen recht gut zur Realität, schreibt der „New Scientist“: Solche Verzögerungseffekte wurden bereits in echten Städten beobachtet, in denen „Abkürzungen“ zu mehr Verkehr und damit auch zu mehr Stau geführt hatten.

    Quelle: ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel – 01/2005