Dem Soziologen Klaus Gietinger ist es gelungen in einer umfangreichen Studie die Anzahl der globalen Opfer von Straßenverkehrsunfällen seit der Erfindung des Automobils zu ermitteln.
In einem Aufsatz für die renommierte Zeitschrift „Internationales Verkehrswesen“ fasste Gietinger zu ersten Mal seine Forschungen zusammen. Bisher waren Schätzungen der Gesamtzahl aller Straßenverkehrsopfer weltweit relativ ungenau. Durch bessere Datenerfassung und neuere Studien konnten in den vergangenen Jahren die Dunkelziffern präziser bestimmt werden. Prognosen lassen einen starken Anstieg der globalen Unfallraten erwarten.
Danach starben bislang 35 Millionen Menschen auf den Straßen der Erde. Mehr als 1,2 Milliarden wurden verletzt. Jährlich fallen mehr als 1 Million Menschen dem Kfz zum Opfer, 35 Millionen werden verwundet. Die Tendenz ist dabei stark steigend. Aufgrund der maßlosen Motorisierung der Dritten Welt und vor allem Asiens werden sich die Opferzahlen bis 2030 sowohl jährlich, als auch in ihrer Gesamtheit verdoppelt haben. Dabei seien die Umweltfolgen, die Vergiftung von Luft, Erde und Wasser, sowie die zu großen Teilen der Motorisierung geschuldete Klimakatastrophe noch gar nicht eingerechnet. Während man sich in Europa beruhige, die Anzahl der Opfer ginge zurück, würde die Straße weltweit immer mehr zum Schlachtfeld.
Ergänzend verlangte Gietinger einschneidende Maßnahmen. Er forderte eine Verkehrswende. Der Wissenschaftler appellierte vor allem an die hochmotorisierten Länder und die EU. Sie hätten hier deutliche Vorbildfunktion.
„Schärfste Tempolimits auf allen Straßen, die totale Verkehrsberuhigung, Aufhebung der Vorfahrt für Autos, Kostenwahrheit im Straßenverkehr und die Befreiung der Städte vom Kraftfahrzeug, könnten hier allein Abhilfe schaffen“, meinte Gietinger. Das Auto sei Sucht und Seuche zugleich. Drogenberater allein würden nicht mehr helfen. Nur harter Entzug sei hier noch zielführend.
„Die Infrastruktur aller Industriestaaten muss so gestaltet werden, dass das Kraftfahrzeug als Massenverkehrsmittel ausgedient hat und sich die eigenen Füße, das Rad, Bus, Tram und Bahn zu den Verkehrsmitteln der Zukunft wandeln“
Quelle: Initiative Frankfurt 22 2006