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7 Zutaten für glückliches Wohnen

Die eigene Haustür

Ein direkter Wohnungseingang ohne gemeinschaftliches Treppenhaus
verhindert viele Konflikte, die sich regelmäßig im Geschosswohnungsbau ergeben,
gibt das Gefühl, über das Territorium vor der eigenen Schwelle verfügen zu können und zu dürfen,
ermöglicht den schnellen und häufigen Wechsel zwischen Innen und Außen, dadurch wird der Freiraum häufiger genutzt,
ist besonders wichtig für Kinder, die einen häufigen und raschen Kontakt mit den Eltern und das Gefühl des Rückhalts, der Geborgenheit und Sicherheit brauchen,
fördert die Kommunikation, weil man öfter mal vor die Tür geht und mit der Wohnung im Rücken Selbstsicherheit gewinnt,
hat möglichst auch einige Eingangsstufen, die gern zum Spielen benutzt werden,
ist erst komplett mit der Bank daneben. Jahrhundertelang war es üblich, dass die Leute nach getaner Arbeit vor dem Haus saßen. Das ist ein nach außen erweiterter Wohnraum. Von hier ist die Wohnumwelt überschaubar. Unbewusst sind die Sitzenden auch immer ein bisschen Türwächter. Hier kann man mit den Nachbarn plauschen. Hier stellt sich ein wohlausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz ein: Die Intimität des Hauses ist gewahrt, von hier aus kann einem keiner in den Kochtopf schauen, aber zugleich wird soziale Nähe ausgedrückt und die Bereitschaft signalisiert, dass man Kontakt aufnehmen will. Hier kann man unkompliziert Anerkennung dadurch ausdrücken, dass man den Nachbarn unmittelbar neben der Schwelle des Intimraumes „Platz nehmen“ lässt.

Der eigene Garten…

ist ein Freiraum, über den man selbst verfügen kann, den man frei gestalten kann. Hier muss man nicht hinnehmen, was Planer einem vorgeben, muss nicht passiv konsumieren, sondern kann aktiv gestalten. Es liegt in der Natur des Menschen, ein kleines Territorium als eigenes Revier besitzen und nach eigenem Geschmack gestalten zu wollen.
ist für die gesunde Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Er fördert das Verständnis und Gefühl für die natürlichen Lebensvorgänge. Das Zusammenleben mit Pflanzen und Tieren ist möglich und lernbar. Die jahreszeitlichen Abläufe werden spürbar. Der Respekt vor anderer Leute Eigentum wird gefördert.
Der wichtigste Teil des Gartens ist der intime Bereich, der vor Fremden geschützt ist. Ich nenne ihn das grüne Zimmer, weil man mit dem Begriff „Zimmer“ Privatheit, Abgeschlossenheit, Ungestörtheit verbindet. Denn der eigene Garten muss in erster Linie das völlig entspannte unbeobachtete zwanglose Dasein ermöglichen. Wer sich in seinem Zimmer aufhält, möchte nicht von Fremden beobachtet oder durch fremde Geräusche gestört werden. Konkret: keine Kleiderordnung, kein Zwang zur Selbstdarstellung, keine Gestaltungsregeln. Dieser Teil des Gartens ist unverzichtbar. Wenn das grüne Zimmer fehlt, ist der Garten nur eine Verzierung des Hauses. Auf die sonstigen Grünflächen, die in der Regel die Eigenheime umranden, verzichten viele Hausbesitzer gern, wenn stattdessen öffentliche Grünanlagen angelegt werden, die zum Spazierengehen einladen.
Ein grünes Zimmer mit 30 Quadratmetern ist gemütlicher als 1000 Quadratmeter Zierrasen mit Blumenrabatten, Natursteinterrasse, Außenkamin und Swimmingpool, wo man sein Privatleben wie auf einer Bühne den staunenden Nachbarn und Passanten zur Aufführung bringt.

Selbstbestimmung

Wohnung hat auch etwas mit Sicherheit, Geborgenheit und Menschenwürde zu tun. Im Wohnungs-Eigentum sehen viele außerdem einen Garanten für persönliche Freiheit.

Sicherheit und Geborgenheit heißt nicht nur, dass man die Tür vor unwillkommenem Besuch verschließen und Witterungseinflüsse weitgehend aussperren kann. Dazu gehört auch die Gewissheit, dass man nicht sein Obdach los wird, weil ein anderer höhere Rechte geltend macht oder weil der Wohnraum unbezahlbar wird. Frei und sicher ist man selbst im eigenen Heim nicht, wenn die Kredite noch nicht getilgt sind oder Folgekosten das Budget sprengen.

Auch wenn Öl, Gas und Kohle in Zukunft knapp und teuer werden, muss entweder der Energiebedarf in bezahlbaren Dimensionen bleiben oder die Wohnung muss ohne diese Brennstoffe warm werden.

Die Kosten für Instandhaltung und Reparaturen müssen in verträglichen Grenzen bleiben. Risiken liegen aus heutiger Sicht zum Beispiel in umweltschädigenden Baustoffen und Bauelementen, deren Entsorgungs- oder Deponiegebühren einmal höher sein werden als die Anschaffungskosten.

Die Versorgung mit Wasser und Strom muss zu erträglichen Preisen gesichert sein, auch die Abwasserbehandlung. Wer Regenwasser nutzt, eine Komposttoilette betreibt, Abwasser in der eigenen Pflanzenkläranlage reinigt, den Strom aus Sonnenlicht selbst macht und mit Holz heizt, der kann den kommenden Zeiten ziemlich gelassen entgegensehen.

Selbstbestimmung fängt bei der Bauleitplanung der Gemeinden an. Die besten Siedlungen entstehen, wenn die Bewohner mitplanen. Bei der Erstellung der Bebauungspläne – das sind die Vorschriften der Politik – sollten die Bauwilligen beteiligt sein. Ein schöner Nebeneffekt: so lernen sich die Bauherren eines Neubaugebiets schon vor dem Einzug kennen und können sich passende Nachbarn aussuchen.

Gesundheit

Gesundheit ist definiert als Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens, also viel mehr als nur das Freisein von körperlichen Krankheitssymptomen. Damit der Mensch sich rundum wohl fühlen kann in seiner Behausung, muss die Wohnung…
vor Lärm, Erschütterungen, Feuchtigkeit, Staub, Ruß, Abgasen, Benzoldämpfen, elektromagnetischen Feldern, Mikrowellenbestrahlung, Radioaktivität und giftigen Ausdünstungen aus Baustoffen schützen,
eine behagliche und hygienische Heizung mit einem hohen Anteil an Strahlungswärme und wenig Staubaufwirbelungen haben,
gut belüftet werden können und genügend Sonnenlicht hereinlassen,
und bequem und sicher zu benutzen sein, zum Beispiel müssen Treppen leicht und gefahrlos begehbar sein. Ersatzweise müssen Aufzüge und Rampen zur Verfügung stehen. Nicht nur für „die Behinderten“. Kinderwagen, Gipsbein, schwere Einkaufstaschen machen jeden zum Behinderten, der damit in den vierten Stock laufen muss. Kücheneinrichtungen sollten eine aufrechte Haltung beim Arbeiten fördern und gemeinsames Kochen ermöglichen.

Nicht nur die Stoffe, wie sie im Haus eingebaut sind, können schädlich sein. Es gibt Materialien, die könnte man essen, ohne krank zu werden, aber für die Herstellung werden giftige Substanzen verwendet, die in die Atmosphäre gelangen und uns ständig in kleinen Dosierungen belasten. Am auffälligsten sinkt die Lebensqualität derjenigen, die bei der Produktion mit den Ausgangsstoffen in Berührung kommen. Das sollten wir beachten, wenn wir in Erwägung ziehen, zum Beispiel Styropor einbauen.

Seelisches und soziales Wohlbefinden ist in hohem Maße von der Umgebung der Wohnung abhängig, sowohl von der bebauten und unbebauten Landschaft als auch von den Nachbarn und der Art, wie die Menschen miteinander umgehen.

Soziales Leben

Die menschenfreundliche Siedlung bietet Plätze, Zeichen, Merkmale, Objekte, die zum Verweilen und zum Plausch einladen. Die sozialen Elemente der Architektur machen ein Wohnquartier erst zur Heimat.

Wir wollen den öffentlichen Raum wiederbeleben, er soll der Entstehung und Entwicklung von Gemeinschaftssinn, sozialen Aktivitäten und Vitalität dienen. Wir möchten aus den öffentlichen Flächen vor den Haustüren bewohnbare und belebte Außenräume machen, die zum Verweilen einladen und ungefährdetes Spielen der Kinder zulassen.

Für ein positives Miteinander, eine angenehme Nachbarschaft und soziales Leben ist es Voraussetzung, dass der Einzelne sich zurückziehen, ungestört und unbeobachtet sein kann. Wer sich nicht zurückziehen kann, begegnet den Mitmenschen ablehnend oder aggressiv.

Freistehende Eigenheime auf Parzellengrößen unter 800 Quadratmeter sind weniger förderlich für eine gute Nachbarschaft als Häuser, die mit guter Schalldämmung Wand an Wand stehen. Abstandsflächen zwischen Häusern kosten viel Geld, lassen sich kaum akzeptabel gestalten und sind oft Anlass für Streitigkeiten.

Eine geschickte Siedlungsplanung schafft für jedes Haus eine lebhafte öffentliche und eine ruhige private Seite, Erholung und Geborgenheit auf der einen und urbanes Leben auf der anderen Seite. Eine geschlossene Bebauung ist wie eine Lärmschutzwand. Bei freistehenden Häusern dagegen findet eine Kreischsäge oder ein defekter Auspuff volle Aufmerksamkeit im ganzen Quartier.

Die Mischnutzung, also Wohnungen, Restaurants, Geschäfte, emissionsarme Gewerbe, Kinos und Theater in einem Viertel, reduziert Verkehr und bricht die Anonymität, die nicht nur in Großstädten sondern auch in den Schlafsiedlungen der Eigenheimer zu Hause ist. In gemischten Stadtvierteln können Menschen wirklich leben und nicht nur schlafen. Die Beeinträchtigungen durch Gewerbe sind heute nicht mehr so groß, dass man Wohnen und Arbeiten strikt trennen muss.

Harmonie mit der Umwelt

Die Erde wäre für Menschen nicht bewohnbar, wenn nicht Bäume und Meeresplankton große Mengen Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen und in Sauerstoff umgewandelt hätten. Wir machen diese Entwicklung rückgängig, wenn wir Erdöl, Gas und Kohle verheizen. Wir könnten so bauen und leben, dass wir ohne diese Energiequellen auskommen. Das gilt sowohl für die Heizung als auch für die Herstellung der Baustoffe und den Verkehr. Für private PKW-Fahrten wird ebensoviel Energie verbraucht wie für die Heizungen, der Anteil steigt aber.

In der BRD entstehen jährlich mehr als 100 Millionen Kubikmeter Bauschutt. Gebäude, die vor 30 Jahren für die Ewigkeit gebaut worden sind, landen heute auf der Müllkippe, weil sie den veränderten Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Wir können uns diesen Umgang mit begrenzten Ressourcen nicht leisten und wir können ihn nicht verantworten. Wir müssen Bausysteme einsetzen, die variabel sind. Und wir müssen Bauteile und Baustoffe einsetzen, die wiederverwendbar sind.

Der technische Ausbau von Gebäuden veraltet immer schneller. Die Haustechnik in Büros der 60er Jahre ist heute austauschbedürftig, in 10 bis 15 Jahren wird die heutige Technik veraltet sein. Dann muss man die Technik austauschen können, ohne das Gebäude zu zerstören. Variabilität ist gefragt, die Eigenschaft eines Gebäudes, Nutzungs- oder Verhaltensänderungen zuzulassen: Ein Gebäude muss Wandlungen mitmachen können oder es wird ersetzt. Die Alternative zur Variabilität ist Abbruch und Neubau.

Es ist auch höchste Zeit, dass wir den Boden, ebenso wie Luft und Wasser, als eine lebensnotwendige Ressource betrachten, als ein nicht beliebig veräußerbares Gut, das unter anderem Voraussetzung ist für einen nachhaltigen Natur- und Umweltschutz sowie einen funktionierenden Artenschutz, von dem Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlage ganz zu schweigen.

Wer ökologisch bauen will, lässt nicht nur Styropor-Dämmplatten, PVC-Böden und Aluminium-Haustür im Baumarkt stehen, sondern kümmert sich auch um eine günstige Bauform, eine sinnvolle Lage mit guter Verkehrsanbindung und die Rahmenbedingungen für ein soziales Leben.

Bezahlbares Wohnen

Bauland ist dort am billigsten, wo es an allem fehlt, was man zum Leben braucht. Die Ansprüche an die Lebensqualität werden weiterhin in der Stadt befriedigt. Die alten Zentren können aber ihrer Funktion nicht mehr gerecht werden, wenn ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung in schlecht versorgten Schlafsiedlungen wohnt. Diese Menschen sind ständig auf das Auto angewiesen. Das ist ein starker Kostenfaktor für die privaten Haushalte, aber auch für die öffentliche Hand und die Gewerbetreibenden, die Straßen und Stellplätze bezahlen müssen.

Beim freistehenden Eigenheim kostet das Abstandsgrün zur Grenze leicht 25.000 Euro für den Boden; dazu kommt die Bepflanzung, der Gartenzaun und zusätzliche Anliegerbeiträge. Eine Doppelgarage mit Zufahrt schlägt mit 70 qm Flächenverbrauch, Bau- und Grundstückskosten über 30.000 Euro und einer monatlichen Mehrbelastung von 250 Euro und mehr zu Buche – eine starke Belastung für die jungen Familien, die bevorzugt die billigen Grundstücke an den Dorfrändern besiedeln.

Ein Haus in Eigenregie bauen zu lassen, ist günstiger als ein fertiges Haus vom Bauträger zu erstehen. Immobilienhändler verlangen Marktpreise, egal wie billig die Herstellung war. Wer selbst baut, spart in die eigene Tasche. Eine Hausgruppe als Bauherrengemeinschaft zu errichten, kostet weniger als wenn jeder einzeln baut. Beim Bau einer Hausgruppe kann man mit einem Hausanschluss für Wasser, Gas, Strom und Telefon auskommen. Eine gemeinsame Heizungsanlage kostet weniger als mehrere kleine. Speicher für die Sonnenenergie sind umso wirkungsvoller, je größer das Volumen ist. Je mehr Leute sich zusammentun, desto besser wird der Wirkungsgrad und das Preis-Leistungs-Verhältnis. So spart man einmal bei den Baukosten und immer bei den Betriebskosten.

Bei der Standortwahl und Ausrichtung ist zu beachten, dass ein freistehendes Einfamilienhaus in exponierter Lage einen doppelt so hohen Heizwärmebedarf hat wie ein Reihenhaus in geschützter Lage. In älteren Einfamilienhäusern werden um die 3.000 Liter Heizöl pro Jahr verbraucht, etwa 25 Liter je Quadratmeter Wohnfläche. Die aktuelle Energieeinsparverordnung erlaubt noch 7 Liter. Der heutige Stand der Technik, das Passivhaus, braucht 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr; soviel wie ein sportliches Familienauto für die Strecke München – Berlin und zurück. Aber man kann sein Haus auch ohne Heizung gemütlich warm halten.

Wohnen heißt bleiben

„Wohnen“ leitet sich aus dem gotischen „wunian“ ab, und das heißt „bleiben“, „zufrieden sein“, „in Frieden sein“. Wohnen meint Bewahren, Schutz, Geborgenheit. Wo Menschen bleiben, verweilen oder arbeiten, darf das Bauen nicht nur eine Sache der Technik sein. Da geht es um Gesundheit, also körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen (Definition der WHO).