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Keine Vision: Palmen bei uns

    Weltweiter Klimawandel beschert Bayern in Zukunft ein Klima wie heute in Norditalien

    Hochwasser und Unwetter, die immer wieder zu Schäden in Millionenhöhe führen, sind nach Ansicht vieler Experten die sichtbarsten Auswirkungen der weltweiten Klimaerwärmung. Auch Bayern und der Chiemgau wurden in den vergangenen Jahren immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht – und werden es auch künftig werden.

    Das prognostizierte der Diplom-Geophysiker Ernst Rauch beim „Business Circle“ im Brauereiausschank „Schnitzlbaumer“. Thema des Abends waren die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Wirtschaft. Rauch ist Abteilungsleiter bei der Münchner Rückversicherung und schätzt für sein Unternehmen – den weltweit zweitgrößten Rückversicherer – Sturm-, Wetter und Klimarisiken ab. „Es ist durchaus nicht unrealistisch, dass hier in Südbayern in einigen Jahrzehnten Palmen wachsen und ein Klima wie in Norditalien herrscht“, sagte Rauch vor rund 30 Unternehmern, die von der VMZ-Assekuranz zu der Veranstaltung eingeladen worden waren.

    Der Münchner Geophysiker verwies auf die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung des Max-Plank-Instituts für Meteorologie, wonach die Temperaturen in Deutschland bis zum Jahr 2100 um durchschnittlich 2,5 bis 3,5 Grad steigen werden. „Es ist davon auszugehen, dass in Süddeutschland die Veränderungen am stärksten sein werden“, sagte Rauch.

    Als Folge erwarten Klimaforscher eine Zunahme von Unwettern, Überschwemmungen und Naturkatastrophen.

    Ein Anstieg der Temperatur im Monatsmittel um fünf Grad führe zu einer Verdreifachung der Blitze, was wiederum auf eine Zunahme von Unwettern hindeute. Mit Überschwemmungen müsse künftig öfter gerechnet werden, was nicht zuletzt erhebliche Schäden mit sich bringe. Beim Oder-Hochwasser im August 2002 entstanden volkswirtschaftliche Schäden von über 11 Milliarden Euro, wovon 1,8 Milliarden Euro versichert waren. „Das ist relativ viel, weil in den neuen Bundesländern die Versicherungsdichte höher ist“, erläuterte Rauch. In Bayern seien weniger als 10 Prozent der Wohn- und Gewerbegebäude gegen Hochwasserschäden versichert.

    Die Münchner Rückversicherung verkauft keine Policen an Privatleute oder Gewerbetreibende, sondern sichert die Risiken der Versicherungsbranche ab. in dieser Branche steht sie weltweit an zweiter Stelle; bei der Absicherung von Schäden aus Naturkatastrophen ist sie führend. Rauch erinnerte an den Hurrikan „Katrina“, der vor genau einem Jahr New Orleans zerstörte. Dabei habe es sich um das größte versicherte Ereignis der Geschichte gehandelt mit volkswirtschaftlichen Schäden von 125 Milliarden Dollar, von denen 60 Milliarden Dollar versichert waren. Während bei „Katrina“ 1300 Tote zu beklagen waren, kamen bei dem schweren Erdbeben in Indien und Pakistan ebenfalls vor einem Jahr 87000 Menschen ums Leben, die Versicherungswirtschaft hatte aber nur fünf Milliarden Dollar für die Schäden zu bezahlen. „In diesen Ländern geht die Versicherungsdichte gegen Null“, erläuterte Rauch.

    Sein Unternehmen dokumentiert die Naturkatastrophen der letzten 30 Jahren in einer Datenbank, um aus dem Datenmaterial statistische Informationen zu erhalten. Stürme, Überschwemmungen und Erdbeben machen bezogen auf die Anzahl der Ereignisse und die volkswirtschaftlichen Schäden jeweils ein Drittel aus; bei den Opferzahlen liegen hingegen die Erdbeben mit 55 Prozent klar an erster Stelle.

    Für Deutschland war der Hitzesommer 2005 die größte Naturkatastrophe der Geschichte

    Eine Überraschung für die Zuhörer war Rauchs Aussage, dass der Jahrhundertsommer 2005 als die größte Naturkatastrophe in Europa gilt, was von der Öffentlichkeit aber kaum so wahrgenommen wurde. Infolge der Hitzewelle starben 30000 Menschen, davon 7000 in Deutschland. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um ältere Menschen und Kinder, die zu wenig Flüssigkeit zu sich nahmen und – mehr oder weniger unbemerkt – austrockneten. „Für Deutschland war der Hitzesommer die größte Naturkatastrophe der Geschichte“, sagte Rauch.

    Trostberger Tagblatt, 2006-09-13

    Quelle: http://www.trostberger-tagblatt.de/nach/anzeige.php?art_id=11620

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