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Arktische Ökosysteme durch Klimaveränderung bedroht

    Die klimatischen Veränderungen auf unserem Planeten finden immer stärkere internationale Beachtung und immer mehr Länder sind davon betroffen. Das World Conservation Monitoring Centre (WCMC) hat jetzt eine vorläufige Einschätzung der möglichen Folgen für den Bereich der Arktis vorgestellt.

    Nach Ansicht der Verfasser der Studie sind in diesem Gebiet die Auswirkungen auf die ohnehin langsam schwindenden Zugvögel-Populationen besonders drastisch. In ihrer Vorausschau, so berichtet Co-Autor Christof Zockler vom WCMC, wurden vor allem zwei Faktoren berücksichtigt: Die Auswirkungen gestiegener Temperaturen auf Brutprozesse und der Verlust von Lebensraum.

    Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Temperaturen in der Arktis innerhalb der nächsten 50 bis 80 Jahre um durchschnittlich 5 Grad erhöhen könnten. Dadurch werden die arktischen Lebensräume, vor allem die Tundra, stark betroffen sein. Gerade hier leben und brüten zahlreiche Zugvogel, wie zum Beispiel verschiedene – z.T. bereits gefährdete – Gänse-Arten.

    Zockler und seine Kollegen befürchten, dass einige der Populationen durch die Auswirkungen der Klimaveränderung um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Schon ein Temperaturanstieg um nur 2 Grad bis zum Jahr 2070, so kalkulieren die Wissenschaftler, könnte die Hälfte der für die Vögel produktiven Tundragebiete vernichten; bei einem Anstieg von 5 Grad wären es gar 99 Prozent der Lebensräume.

    Die WCMC-Studie sagt eine Verdrängung des Tundra-Ökosystems – vor allem dessen südlicher Ausläufer – durch Waldbestände voraus. Effekte dieser Art sind bereits aus Alaska bekannt. Mit den Wäldern kämen dann auch entsprechende Begleitfaunen und -floren, so dass sich der gesamte Landschafts-Charakter ändern würde.

    Insbesondere befürchten die Experten, dass der Temperaturanstieg zu erhöhten Schmelzraten führt und letztlich die traditionellen Nistplätze der Vögel (üblicherweise nisten diese im Schnee) überflutet, so dass diese schlicht keinen Platz mehr zum Nestbau finden bzw. auch das Überleben der Jungen gefährdet ist. Genaue wissenschaftliche Daten zur Auswirkung erhöhter Temperaturen auf den Bruterfolg gibt es bislang jedoch nicht.

    Interessanterweise wird es nicht überall wärmer: Das Gebiet zwischen Ost-Kanada und Süd-Grönland bzw. Island wird sich nach Einschätzung der Studie abkühlen, was auch dort zu Gefährdungen der Gansbestände führen kann.

    Die Studie des WCMC stellt einen ersten Versuch dar, die ökologische Zukunft der Arktis in ihren grundlegenden Merkmalen zu erfassen. Die Wissenschaftler sind sich darüber im Klaren, dass weitere, detailliertere Untersuchungen nötig sind, um gesicherte Aussagen zu erhalten. Faktoren wie Wasserhaushalt, Meeresspiegeländerungen, Flutung von Landgebieten und das Auftauen von Permafrostböden sollen in künftige Kalkulationen einbezogen werden.

    Der vollständige Bericht kann unter http://www.wcmc.org.uk/latenews/arctic_birds.htm heruntergeladen werden.

    [Quelle: Olaf Elicki und World Conservation Monitoring Centre & EXN via bild der wissenschaft] 05.04.2000

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