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Pflanzlicher Holzschutz aus der Waid-Pflanze

    So gesundheitsgefährdend wie noch vor Jahrzehnten sind Holzschutzmittel heute zwar nicht mehr, aber unbedenklich sind sie eben auch nicht: Schließlich soll der Anstrich ja Insekten und Pilze vergiften, damit sie nicht das Holz zersetzen.

    Ein Unternehmen aus dem Sauerland hat ein rein pflanzliches Holzschutzmittel aus „Färberwaid“ oder „Thüringer Waid“ entwickelt

    Waid gehört zur selben Pflanzenfamilie wie Kresse, Senf und Meerrettich. Und ist genau wie diese anderen Kreuzblütler seit Urzeiten von den Menschen angebaut worden, allerdings nicht als würziges Nahrungsmittel, sondern als Färberpflanze, wobei man gesondert die Körperbemalung ansehen muss, und dann als Arzneipflanze. Man hat das dann auch gefunden, dass bestimmt gut konservierte Fachwerkhäuser mit Waid präpariert wurden. Das erklärt Professor Axel Stelzner vom Institut für Naturstoffforschung in Jena. Die Thüringer strichen einst die Balken ihrer Fachwerkhäuser mit dem Saft der Waidpflanze.

    Sie stammt aus Mittelasien, aus dem Kaukasusgebiet, aus der Nähe von Iran, und diese asiatische Herkunft dieser Pflanze kann man heute noch in der Türkei feststellen. Über 25 verschiedene Spezies dieser Pflanze sollen sich dort noch nachweisen lassen.

    Vom 13. bis zum 17. Jahrhundert wurde Waid im großen Stil angebaut – vor allem in Thüringen, und vor allem deshalb, weil die Pflanze einen begehrten blauen Farbstoff lieferte, das Indigo. Doch dann eroberte ein anderer Farbstoff die Märkte, der verglichen mit der Waid-Farbe unschlagbar billig war: nämlich Farbe aus dem tropischen Indigostrauch. Die Waidpflanze geriet in Vergessenheit.

    Bis vor 25 Jahren ein thüringischer Malermeister den Waid wiederentdeckte, als natürlichen Anstrich, der Stein und vor allem Holz vor dem Verfall schützt. Der Handwerker suchte sich wissenschaftlichen Beistand beim Jenaer Institut für Naturstoff-Forschung. Und Professor Stelzner hat bestätigt, dass Waidsaft das Holz vor Schädlingen schützt.

    Es sind im wesentlich drei Substanzen, die in den Kreislauf, in den Stoffwechsel der Pilze und der Insekten eingreifen. Und man hat drei, vier wichtige Pilze, die bei der Holzzerstörung eine Rolle spielen, herausgefunden, und konnte wirklich eindeutig die insektizide und die fungizide Wirkung beweisen.

    Der Malermeister hatte allerdings keinen wirtschaftlichen Erfolgmit seiner Entdeckung. Er musste seine Patente in Sachen Waidpflanze an eine Firma im westfälischen Ahlen verkaufen.

    Die wiederum hat der Holzhandlung Heimes im sauerländischen Finnentrop genehmigt, Waid anzuwenden. Und Heimes bietet jetzt als vorerst einziges deutsches Unternehmen die Waid-Imprägnierung an. Und vorerst noch im kleinen Rahmen, als Anstrich von Hand nur für den Außenbereich, gesteht Firmenchef Dirk Heimes.

    Im Innenbereich angewendet hat es noch einen sehr starken Geruch, der also nicht sehr angenehm ist. In Zukunft wird es also geruchsneutraler sein. Nämlich dann, wenn es gelingt, die Schwebstoffe aus der Waid-Flüssigkeit herauszufiltern, denn die sind für den Geruch verantwortlich.

    Dirk Heimes: Und im großen Stil kann Bauholz erst dann mit Waid imprägniert werden, wenn ein Konzentrat mit stets gleich hohem Wirkstoffgehalt zur Verfügung steht. Die Firma in Ahlen arbeitet daran, Holzunternehmer Heimes wartet darauf.

    Stefan Michel, DLF, Umwelt & Landwirtschaft
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/297762/
    26.8.2004

    Weitere Informationen:
    Holzhandlung Heimes in Finnentrop http://www.heimes-holz.de/
    Wissenswertes über Waid
    Waid-Imprägnierung

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