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Elektroautos – die Zukunft?

    [Utopia-Beitrag]
    Elektro-Automobile werden auch in Zukunft eine nützliche Rolle spielen. Ich schreibe bewusst „Automobile“, das heißt „Selbstbeweger“. Ich meine nicht das Elektro-Auto, also das elektrische „Selbst“.

    Elektrisch betriebene Fahrzeuge haben sich bewährt, seit mehr als 100 Jahren. Die Technik der Stromzuführung ist verbesserungsfähig aber schon sehr brauchbar. In U-Bahnen gibt es damit gar kein Problem, die Deutsche Bahn lernt noch dazu (besonders im Winter).

    Schwierig ist die Stromversorgung ohne Kabel, weil dann die Energie im Fahrzeug gespeichert werden muss (Batterie, Akku, Kondensator, Brennstoffzelle), aber das wird in der Zukunft kaum noch nötig sein, weil der Mensch unter anderem auch vernünftig handeln kann und das auch tut, wenn ihm gar nichts anderes übrig bleibt.

    Vom konventionellen „Auto“ oder dem elektrischen „Selbst“ – dem Elektroauto – Abschied zu nehmen, wird relativ leicht fallen, wenn andere Spielzeuge attraktiver werden. Auf die Entdeckung dieser Ersatzspielzeuge (Drogensubstitution) sollte mindestens ebenso viel Wert gelegt werden, wie auf die Entwicklung neuer mobiler Stromspeicher. Die mobile Stromversorgung sollte auf die unverzichtbaren Einsatzgebiete optimiert werden, wie zum Beispiel Rettungsfahrzeuge und Busse für den ländlichen Raum.

    Elektroautos ohne Batterien?

    habito schrieb am 16.04.2010

    Warum wird zur Zeit das private kleine Elektroauto mit vielen Zentner schweren Akkumulatoren als die Zukunftslösung für die Mobilität in den Städten gepriesen? Da gibt es Besseres – ausgereifte Techniken, die sehr effektiv, kostengünstig und nutzerfreundlich sind.

    Ich fahre schon seit Jahrzehnten elektrisch und muss mich überhaupt nicht um Steckdosen, Kabel und Datenaustausch kümmern, ich muss nicht einmal selber fahren. die Reichweite ist unbegrenzt und ich muss vor dem Losfahren nicht warten, bis der Akku geladen ist. Ich muss auch nicht alle paar Jahre einen teuren Akku austauschen. Der Strom kommt von oben, von der Oberleitung, oder heißt es Fahrdraht? – ist mir egal, es funktioniert.

    In der Stadt sind während der längsten Zeit des Tages viele Menschen gleichzeitig auf den gleichen Strecken unterwegs. Das sind ideale Bedingungen für die Elektrofahrzeuge, die ich oben schon erwähnt habe: Straßenbahnen, O-Busse, U-Bahnen (nicht so angenehm). Die müssen keine tonnenschweren Akkus mitschleppen; sie hängen am Stromnetz, wie eine Modelleisenbahn.

    Die U-Bahn sehe ich nicht als die praktischste Form der Mobilität an. Straßenbahnen finde ich viel besser. Mit denen bleibt man am Tageslicht und an der frischen Luft, man sieht etwas und wen und bleibt mitten im städtischen Geschehen. Aber früher galt halt die Devise: wenn der Verkehr fließen soll, gehören die Fußgänger unter die Erde.

    Die Straßenbahnen müssen natürlich noch behindertenfreundlicher werden. Mit „behindert“ meine ich auch, mit Kinderwagen oder Gipsbein unterwegs zu sein oder ähnliche normale Handicaps. Schön und praktisch fände ich offene Plattformen an der Tram, und die könnten, da der Schienenweg ja frei von Unebenheiten ist, sehr niedrig über dem Gehweg sein. Und da Straßenbahnen kostengünstiger sind als Straßenbau und -unterhalt, können sie gratis (wie die Straßen) angeboten werden. Wer will dann noch für viel Geld mit dem Auto im Stau stehen?

    Was wir entwickeln müssten, wäre die Mobilität in der Fläche, wo man einsam seine Wege geht oder fährt. Schon mit einer gescheiten Anknüpfung wäre viel erreicht. Park & Ride kennen wir. Aber darin steckt ein großes Entwicklungspotential: Kleine leichte Elektroautos (wie man sie schon seit Jahren kaufen kann), deren Batterie-Kapazität ausreicht, um vom Dorf an den U-Bahnhof am Stadtrand zu kommen, aber vielleicht nicht ganz sicher auch wieder zurück (besonders im Winter), müssten im Park-and-Ride-Parkhaus aufgeladen werden können, am besten aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Parkhauses.

    Natürlich gäbe es bessere Mobilitätskonzepte für Land und Dorf, als das private Auto, zum Beispiel der Anruf-Bus, aber das ist ein anderes Thema.

    Ist die Lösung ein Problem?

    Gerade für die Stadt gibt es intelligentere Transportmittel als das private Auto: Elektrofahrzeuge ohne Batterie, die nicht zum Aufladen in der Gegend herumstehen müssen und die Wege mit Kabeln versperren.

    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich meine Massenverkehrsmittel. Sicher gibt es Fälle, in denen Elektromobilität sinnvoll ist.

    Bei öffentlichen Verkehrsmitteln ist der elektrische Antrieb seit Jahrzehnten die Lösung, und nicht wie beim Privat-PKW ein riesiges Problem.

    Die Eigenheimer auf dem Land mit der Ladestation in der eigenen Garage haben es relativ leicht mit der Elektromobilität. Allerdings würden die meisten gar kein Auto benötigen, wenn sie nicht da wohnen würden, wo man nur mit dem Auto hin kommt.

    Für viele Wohnungsmieter in der Stadt ist das Elektroauto keine Alternative, weil öffentliche Parkplätze keine Steckdosen haben.

    Wie wird es bewerkstelligt, dass jedes Auto, das irgendwo am Straßenrand abgestellt ist, mit Strom versorgt wird? Es gibt Millionen Menschen, die jeden Tag, wenn sie nach Hause kommen, sich irgendwo einen Parkplatz suchen müssen. Dann holen sie das Ladekabel heraus, ziehen es hinter sich her, vielleicht 100, 200 oder 300 Meter weit, dann im Treppenhaus hoch in den 7. Stock (Aufzug ist nicht empfehlenswert) und schließen es in der eigenen Wohnung an der eigenen Steckdose an? Ich genieße immerhin den Luxus einer eigenen Garage, aber das hilft nicht, denn die ist etwa 50 Meter (Kabellänge) von meiner nächstgelegenen Steckdose entfernt und hat nicht einmal Licht und schon gar keine Steckdose. Und wie geht das mit den 24 Kabeln aller Nachbarn, die kreuz und quer zwischen Garagen, Stellplätzen und Wohnungstüren herumliegen? Was ist, wenn der Nachbar, der für 3 Wochen ohne sein Auto verreist ist, genau auf meinem Ladekabel parkt?

    Ein Elektro-Rollstuhl bereitet schon einiges an Problemen – wie sähe es erst mit 42 Millionen Elektroautos aus? Kabel, Steckdosen, Stromzähler überall wo Autos stehen.

    Und was ist mit den Kabeln zu den Straßenlaternen auf den Gehwegen und mit der Netzleistung, wenn an jeder Laterne in der Stadt 10 Elektroautos aufgeladen werden?

    Für die Laternen-Lade-Steckdosen müssten fast alle Straßen und Gehwege aufgegraben werden, um Kabel zu verlegen – die vorhandenen für die Beleuchtung sind zu schwach. Dann fehlt das Geld wieder beim öffentlichen Personenverkehr.

    Was soll das alles, wo es doch viel einfacher geht mit der Mobilität? Ja, mit der Mobilität, wenn man sie sachlich sieht. Es gibt keinen Grund, privat ein eigenes Auto zu besitzen, außer dem, dass es halt so ist, aber das lässt sich ändern. Ich wiederhole: kein Mensch ist auf ein eigenes Auto angewiesen, aber es sind viele davon abhängig. Viele, die aufs Auto angewiesen sind, wären nicht dort hin gezogen, wo sie jetzt wohnen, wenn sie kein Auto hätten.

    Wer jetzt einfach auf Elektroantrieb umsteigen will, ohne die Zahl der privaten Automobile drastisch zu reduzieren, der will eher mehr als weniger Kernkraftwerke eher länger als kürzer betreiben. Und das nur, weil der Abschied von einem lieb gewordenen Spielzeug so schwer fällt.

    Elektroautos sind das mobile Kernkraftsicherungsprogramm. Angenommen alle Autos werden durch Elektroautos ersetzt, würde dann der Energiebedarf dieser E-Autos noch aus „nachwachsenden“ Rohstoffen zu decken sein?

    Das wären 4 Milliarden Elektroautos weltweit, wenn wir allen Menschen das gleiche Recht auf Automobilität zugestehen wie uns. 4 Milliarden Autos mal 12.000 km im Jahr mal 60 Wattstunden machen knapp 3.000 TWh pro Jahr. Der Weltstrombedarf liegt zur Zeit bei zirka 18.000 TWh pro Jahr.

    Für Deutschland ergeben sich bei 40 Millionen Autos 30 TWh pro Jahr zusätzlich zu unserem derzeitigen Strombedarf von etwa 600 TWh, von denen etwa 90 TWh aus regenerativen Quellen stammen.

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