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Küche – Arbeitsplatz oder Lebensraum?

    Beim Essen und bei Geschäften sollst du nicht bescheiden sein (indische Spruchweisheit)

    Was machen Sie alles in Ihrer Küche? Wie lange Sie sich in Ihrer Küche aufhalten und was Sie dort machen können, hängt ganz entscheidend von der Größe des Raumes ab. Wer das Glück hatte, viele Stunden seiner Kindheit in der Geborgenheit einer großen, behaglichen Wohnküche zuzubringen, wird die Küche als Lebensraum zu schätzen wissen. Die geschichtliche Entwicklung der Küche zeigt, dass dem Herd seit Jahrhunderten die zentrale Bedeutung im Haus zukommt.

    Bis zum Mittelalter bestand sogar die ganze Behausung für Mensch und Tier nur aus dem Einraum-Haus mit einer offenen Feuerstelle in der Mitte zum Kochen und Wärmen. Da der Kamin noch nicht erfunden war, musste der Rauch durch die Dachluke und die Ritzen in der Hütte abziehen. Wegen der damit verbundenen Unannehmlichkeiten gingen die Menschen in unserem Kulturkreis im 17./18. Jahrhundert dazu über, Kammern von der Feuerstelle abzutrennen, um rauchfreie Räume zu schaffen. Der Herd blieb jedoch weiterhin die zentrale Stelle im Haus.

    Erst in den Häusern des Adels und des Bürgertums wurde der Küchenbereich zunehmend in das „Hinterzimmer“ verbannt. In diesen Kreisen verlor die Hausarbeit an Ansehen und wurde an Dienstboten übertragen, die die Häuser sogar über den Dienstboteneingang zu betreten hatten. Der Hausherrin oblag damals die Rolle der Repräsentantin des Hauses, die Ihr Heim gediegen einzurichten und die Arbeit des Hauspersonals zu überwachen hatte. Selbst in der Küche Hand anzulegen war nicht standesgemäß.

    Die Industrialisierung schließlich brachte den Wandel in der Hausarbeit, denn die Rationalisierung machte auch vor der Küche nicht halt. Selbst wohlhabendere Familien leisteten sich kein Hauspersonal mehr und immer mehr Frauen entschieden sich für eine Berufstätigkeit. In den zwanziger Jahren entwickelte die Architektin Grete Schütte-Lihotzky zusammen mit mehreren Frauen die sogenannte „Frankfurter Küche“. Das Ziel war, durch perfekte Organisation und Funktionalität den Arbeitsablauf in der Küche zu optimieren, um die Frauen möglichst von der Hausarbeit zu entlasten.

    Doch so gut die Idee auch gemeint war, brachte sie doch gravierende Nachteile mit sich. Die funktionale Kleinküche bot nur Platz für eine Person. So wurde die Hausfrau isoliert und die Küche verlor ihre Funktion als sozialer Ort. In der Labor-Atmosphäre blieb kein Raum mehr für Gefühle; schmückendes Beiwerk wurde aus der Küche verbannt.  So hatten die Frauen einen „industriellen Arbeitsplatz“, an dem sie jedoch nicht bezahlt wurden und somit auch keine Anerkennung fanden.

    Durch die Wohnungsknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Bau von „Minimalwohnungen“ fand die Kleinküche immer größere Verbreitung. Ein weiteres taten die Normen für die Küchenplanung und die Möbelindustrie, die nur noch Standard-Einbauküchen nach der gängigen Norm fertigte. Die Erfindung der Fertiggerichte trug noch dazu bei, den Stellenwert der Küche zu schmälern. Wer braucht schon eine große Küche, um die Fertig-Pizza in den Ofen zu schieben?

    Mit dem Ergebnis dieser Entwicklung müssen heute viele von uns leben. Doch was nach DIN ausreicht, ist längst nicht das, was eine Küche für uns sein könnte und sollte: der Mittelpunkt und Treffpunkt in der Wohnung!

    In unserer arbeitsteiligen Gesellschaft ist es nun einmal so, dass für viele Lebensgemeinschaften das gemeinsame Leben überwiegend am Esstisch stattfindet. Was ist also naheliegender, als diesen Tisch dorthin zu stellen, wo das Essen zubereitet wird. So kann jeder seinen Teil dazu beitragen oder doch zumindest im Raum anwesend sein und von den Ereignissen des Tages berichten. Dadurch kann schon das Kochen zu einem gemeinsamen Erlebnis werden und nicht zu einer lästigen Pflicht, die es gilt, so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

    Ist das Essen fertig, erspart der Esstisch in der Küche lange Wege, die mit heißen Töpfen und Geschirr zudem recht gefährlich sein können. Wer Kinder mit am Tisch hat, wird sicher gerne auf den Stress verzichten, den es mit sich bringt, wenn dem lebhaften Nachwuchs das Saftglas über dem neuen Teppichboden entwischt. Ihr Küchenboden wird besser damit fertig, er ist ja Kummer gewöhnt.

    Für Familien mit kleinen Kindern hat eine Wohnküche noch weitere Vorteile: Die Kinder können sich während der Hausarbeit in der Küche aufhalten. Sie sind so unter Aufsicht und haben ihre Bezugsperson in unmittelbarer Nähe. Das erspart ständige Wege ins Kinderzimmer und macht die Arbeit für Mutter/Vater und die Kinder angenehmer. Außerdem bleibt mehr Zeit, um sich danach intensiv mit den Kindern zu beschäftigen. Sobald die Kinder groß genug sind, werden sie auch „mithelfen“ wollen. Das können sie aber nur, wenn genug Platz vorhanden ist.

    Ein großer, robuster Esstisch eignet sich hervorragend zum Malen und Basteln. Da kaum etwas kaputtzumachen ist, werden auch Freundinnen und Freunde zu gerngesehenen Gästen, die sich in einem unkomplizierten Haushalt sicher wohlfühlen werden. Doch nicht nur kleine Gäste wissen die Küche als Ort der ungezwungenen Begegnung zu schätzen. Wer kennt nicht die Beklemmung, die einen beim Anblick eines „repräsentativen“ Wohn- oder Esszimmers befällt. Genauso steif wie die Möbel aussehen, klemmen die Gäste zwischen den Polstern. In der Küche hingegen drängen sich die Förmlichkeiten erst gar nicht auf. Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass sich bei privaten Festen immer Menschenansammlungen in der Küche bilden, obwohl das Fest eigentlich im Wohnzimmer oder gar im Partykeller stattfindet?

    Ein weiteres Kuriosum, das die Kleinküche mit sich gebracht hat, ist der Hauswirtschaftsraum. Er wurde „erfunden“, weil in der Küche kein Platz mehr war für andere Verrichtungen wie zum Beispiel Bügeln und Nähen. Dieser Raum muss natürlich zusätzlich geheizt werden, wohingegen die Küche meistens warm ist, weil man sich häufig dort aufhält und vom Kochen.

    Da heute viele Menschen auf eine gesunde Ernährung achten, steigt nicht zuletzt deshalb auch der Stellenwert der Küche wieder. Denn wer sich bewusst ernährt, wird auf die Zubereitung der Speisen mehr Zeit und Sorgfalt verwenden als ein Fast-Food-Fan. Doch wohin mit allen Utensilien in einer Minimalküche? Wer Körnermühle, Entsafter, Sprossenglas & Co. zur Standard-Küchenausrüstung zählt, wird in einer „modernen“ Küche nicht froh. Denn die Abstellflächen nach DIN reichen bei weitem nicht aus, um mit den Geräten sinnvoll hantieren zu können. Was zudem fehlt, ist die gute alte Speisekammer. Dort ließen sich Vorräte kühl und trocken lagern, was besonders für naturbelassene Lebensmittel wichtig ist. Der Fertigsuppe und dem Dosenspargel ist es egal, wo man sie aufbewahrt.

    Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie in einem alten Haus wohnen, in dem eine funktionierende Speisekammer neben der Küche noch eine Selbstverständlichkeit war. Da der Raum kühl, trocken, belüftet und außenliegend sein muss, ist es in modernen Gebäuden kaum mehr möglich, eine Speisekammer einzubauen, die diesen Anforderungen gerecht wird. Denn durch die flächendeckende Wärmedämmung herrscht in der Speisekammer das gleiche Klima wie in den anderen Räumen. Eine Ausweichmöglichkeit bietet der Keller. Doch dabei ist unbedingt zu beachten, dass gute Vorratsräume baulich anders ausgeführt werden müssen als z.B. Aufenthaltsräume im Keller.

    Wo die räumlichen Gegebenheiten es zulassen, ist bereits wieder ein Trend zur Wohnküche erkennbar. Leider wird diesem Wunsch bei den meisten Grundrissen der heute gebauten Wohnungen in keinster Weise entsprochen. Noch immer wird an der Küche und an den Kinderzimmern zugunsten des Wohnzimmers gespart. Doch das Wohnzimmer in seiner traditionellen Form ist in den meisten Wohnungen der am wenigsten genutzte Platz.

    Weil man es kaum treffender formulieren kann, sei hier ein Zitat erlaubt: „Zur Geselligkeit, wenn sie nicht zu einem Rollenritual geworden ist, genügt ein Raum, nicht viel größer als die Zahl der gewünschten Sitzplätze. Wenn schon gespart werden muss, dann kann es unbesorgt hier geschehen, wo zwecklos verschwendet zu werden pflegt. Da die restlichen Räume dann oft so klein geraten und voneinander so unvollkommen abgeschirmt sind, dass man sie kaum als Rückzugsreservate nutzen kann, herrscht im großen Wohnraum jene permanente Stimmung der Gereiztheit, die ganz notwendig entstehen muss, wenn es den Bewohnern nicht möglich ist, zwischen Sozialwesen und Individualwesen zu oszillieren, weil der unphysiologische Grundriss sie daran hindert.“ (Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte – Anstiftung zum Unfrieden).

    Dort, wo man vom Fußboden essen könnte, erhält man oft gar keine Mahlzeit (Gerlinde Nyncke)

    Wie soll die ideale Küche aussehen?

    Bevor es an die Planung innerhalb der Küche geht, muss die Lage der Küche innerhalb des Gebäudes festgelegt werden. Hierbei ist es wichtig, dass der Weg vom Hauseingang in die Küche möglichst kurz ist. Das ermöglicht einen problemlosen „An- und Abtransport“ von Ware und Reststoffen. Wer die Hände vollgepackt hat mit Einkäufen, kann nur mit einem schwierigen Balanceakt auch noch seine Schuhe ausziehen. Den robusten Fußboden in der Diele und in der Küche kann man auch mit nassen und matschigen Schuhen betreten, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen.

    Eine Diele, die direkt in die Küche übergeht, hat einen weiteren Vorteil: Erwarten Sie eine größere Anzahl von Gästen, können Sie den Esstisch einfach in die Diele verlängern. So erhalten Sie einen richtigen „Festsaal“ ohne irgendwelche Mehrkosten. Oft wird bei der Planung von Häusern von der jemals zu erwartenden maximalen Anzahl von Gästen im Wohnzimmer ausgegangen. Bei einer zusätzlich zum Familienbedarf eingeplanten Fläche von 2 qm pro Besucher und Kosten von 2.000 Euro pro qm Wohnfläche, kommt bald eine stattliche Summe zusammen, für die man mit seinen Gästen viele rauschende Feste in einem Restaurant feiern kann. Und für weniger aufwendige Feierlichkeiten hat sich die Diele nicht nur in Wohngemeinschaften bestens bewährt. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass von der Diele aus der Keller zu erreichen sein sollte, wo Getränke und Vorräte lagern.

    Wer einen Garten bzw. einen Balkon hat, sollte auf jeden Fall darauf achten, dass ein Zugang von der Küche aus möglich ist. Der Weg vom Kompostbehälter im Garten zurück zur Küche über den hellen Teppich im Wohnzimmer gibt mehr Diskussionsstoff als einem auf die Dauer lieb ist. Garten und Balkon eignen sich zudem, um eigene Kräuter und Gemüse anzubauen, die wiederum in der Küche Verwendung finden. Wer sagt denn, dass die Hausarbeit immer im Haus stattfinden muss? Gemüseputzen und Bügeln gehen an einem sonnigen Tag auf dem Balkon oder der Veranda viel leichter von der Hand. Jedoch nur, wenn nicht allzuviele zusätzliche Wege anfallen, sonst bleibt man der Einfachheit halber doch drinnen. Genauso verhält es sich mit dem Essen an der frischen Luft. Steht der Tisch auf dem Balkon nur wenige Schritte weiter weg als der „normale“ Esstisch, werden viel mehr Mahlzeiten in Urlaubsatmosphäre im Freien eingenommen. Müssen jedoch erst alle Utensilien durch das Wohn- oder Schlafzimmer nach draußen transportiert werden – oft durch mehrere Türen und über Stolperschwellen – bleibt das „grüne Zimmer“ meistens ungenutzt

    Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, dass die Straße vor Ihrem Haus das ist, was sie sein soll, nämlich ein Lebens- und Begegnungsraum und keine Rennpiste, ist ein Fenster zur Straße sinnvoll. So können Sie während der Hausarbeit die Kinder beaufsichtigen, die draußen mit anderen spielen und für Sie selbst ist es entspannend, wenn Sie zwischendurch Kontakt zur Außenwelt aufnehmen können. Fenster zur Straße, die abends beleuchtet sind, haben eine positive Auswirkung auf das Wohnumfeld. Ihre Nachbarn, Passanten und Familienmitglieder, die am Abend unterwegs sind, fühlen sich wesentlich sicherer und geborgener, wenn sie sehen, dass ringsum Menschen sind und nicht nur kalte, dunkle Fensterlöcher.

    So ist die oft gehörte Ansicht widerlegt, dass die Küche nach Norden ausgerichtet sein soll. Die Lage der Küche ist viel weniger von der Himmelsrichtung abhängig als von der Situation des Grundstücks. Nur im Norden sollte sie – schon aus Hygienegründen – tunlichst nicht liegen. Denn in Küchen siedeln sich auch bei penibelster Sauberkeit gerne gesundheitsschädliche Mikroorganismen an, die durch die UV-Strahlen des Sonnenlichts abgetötet werden. In der schattigen Nordlage müssen wir auf diesen kosten- und mühelosen „Reinigungseffekt“ der Sonne verzichten. Auch unsere Psyche hellt sich auf, wenn die Sonne schon auf den Frühstückstisch scheint.

    Wieviel Platz brauchen wir für die ideale Wohnküche? Die DIN gibt als Mindestgröße für Küchen 6 qm an. Wollen wir hoffen, dass sich möglichst wenige Leser mit einem derartigen Gruselkabinett zufriedengeben müssen und dass alle Planer, die weiterhin diese Minimalvorgaben für Familienwohnungen zum Standard erheben, selbst in diesen – gerne auch noch fensterlosen – Kammern ihren Alltag fristen müssen.

    Eine Küche, die den Anforderungen einer Familie gerecht werden soll, ist mit 25 qm nicht zu groß bemessen. Dann kann sie auch problemlos von allen Familienmitgliedern auf Dauer genutzt werden. Oder können Sie ausschließen, dass Sie oder Ihr Besuch einmal einen Rollstuhl benutzen muss? Deshalb ist es sinnvoll, die gerne zitierte „Integration von Behinderten“ nicht nur auf Behinderten- und Altenwohnheime anzuwenden, sondern unsere Wohnungen und das Umfeld von Anfang an so zu gestalten, dass jeder in seiner Wohnung zurechtkommen kann.

    Wie setzt sich der Platzbedarf im einzelnen zusammen? Die Küchenarbeit wird erheblich erleichtert, wenn Geschirr, Töpfe und Geräte übersichtlich untergebracht sind. Etienne Grandjean hat dazu in ihrem Buch „Wohnphysiologie“ folgenden Hinweis gegeben: „Zur Unterbringung eines Kücheninventars für 4 bis 6 Personen soll die Frontlänge der Ober- und Unterschränke einschließlich zweier Hochschränke 5 bis 5,90 m betragen“. Die Tiefe der Schränke beträgt nach DIN 60 cm plus 5 cm Abstand von der Wand. Für den Abstand zwischen gegenüberliegenden Schränken bzw. Wänden sollte man etwa 160 cm vorsehen. Das ist mehr als die Norm verlangt, aber bequemer und behindertengerecht. Somit ergibt sich für eine U-Küche eine Breite von 280 cm.

    Bei der Anbringung von Oberschränken ist zu beachten, dass genügend Platz für den Kopf freibleibt. Der Abstand zwischen Ober- und Unterschränken soll zwischen 40 und 50 cm liegen. Bei einem größeren Abstand geht gut nutzbare Schrankfläche verloren, ein kleiner Abstand erschwert das Arbeiten unter den Schränken. Bei einer größeren Tiefe der Arbeitsfläche als 60 cm, können die Oberschränke tiefer angebracht werden, da mehr horizontaler Abstand für den Kopf freibleibt. Das gleicht die etwas geringere Greifhöhe, die sich aus dem größeren Abstand ergibt, leicht wieder aus. Außerdem verringert sich dadurch der für viele störende Eindruck, „ein Brett vor dem Kopf“ zu haben. Da die Greifhöhe individuell verschieden ist, sollten die Fachbretter höhenverstellbar sein. Bei Durchschnittsmenschen endet die bequeme Reichhöhe bei ca. 160 cm. Deshalb ist es ratsam, in den obersten Fächern nur selten benötigte, leichte Gegenstände zu verstauen. Auf Oberschränke kann man genausogut verzichten, wenn die Greifhöhe eingeschränkt ist. Bei einer entsprechend großen Küche findet auch alles in erreichbaren Höhen Platz.

    Die DIN 18 022 sieht in ihrer geänderten Form vom November 1989 eine maximale Höhe der Arbeitsfläche von 92 cm vor. Wer nicht dem DIN-Durchschnittsmenschen entspricht, kommt damit nicht zurecht. Abhilfe kann eine höhenverstellbare Küche bringen, die auf die individuellen Bedürfnisse eingestellt werden kann. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Herd, Arbeitsfläche und Spüle unterfahrbar sind und unter der Spüle eine zusätzliche Wärmedämmung angebracht ist, die Verbrennungen verhindert. Grundsätzlich gilt, dass für feine Arbeit wie Gemüseputzen und Zwiebelnschneiden eine höhere Arbeitsfläche angenehmer empfunden wird als für schwere Arbeit, wie z.B. Teig ausrollen, wo man das eigene Körpergewicht mit einsetzen muss. Da unterschiedlich hohe Arbeitsflächen auch Nachteile mit sich bringen, gilt es abzuwägen, ob eine Kompromisshöhe nicht besser ist. Wer will, kann die feinen Arbeiten auch am Tisch im Sitzen ausführen.

    Die Tiefe der Arbeitsfläche liegt laut DIN bei 60 cm. Eine Tiefe von 75 oder 80 cm, wie sie in Großküchen üblich ist, hat sich jedoch auch in Privathaushalten als durchaus praktisch erwiesen. Der Greifraum beim aufrechten Stehen liegt bei ca. 60 cm, jedoch können seltener benutzte Gegenstände sowohl während des Kochens als auch zur Aufbewahrung in 80 cm Tiefe ohne Schwierigkeiten erreicht werden.

    Die Anordnung der Arbeitsbereiche soll dem Arbeitsablauf entsprechen, um unnötige Wege zu vermeiden. Für Rechtshänder ergibt sich demnach folgende Reihenfolge von links nach rechts: Abstellfläche (* 60 cm), Spüle (> 90 cm – 120 cm), Arbeitsfläche (* 60 cm), Herd (90 cm), Abstellfläche (* 30 cm). Linkshänder drehen die Reihenfolge einfach um. Als Stellfläche für Küchengeräte braucht man zusätzlich mindestens 60 cm; für einen Mikrowellenherd nochmals 60 cm.

    Die Geschirrspülmaschine findet am besten in der Nähe der Spüle ihren Platz, weil Sie dann mit evtl. vorgespülten Töpfen und Tellern nicht weit über den Boden tropfen müssen. Das Spülbecken selbst ist jedoch nicht mit Geräten unterbaubar, da wegen des Beckens und der Anschlüsse der Platz nicht ausreicht. Der Kühlschrank sollte in der Nähe des Herdes und der Arbeitsfläche stehen. Dabei ist zu beachten, dass der Kühlschrank nicht der Wärmestrahlung des Herdes ausgesetzt ist und die Energie, die erst zum Kochen erzeugt wird, anschließend wieder unter hohem Energieverbrauch abgekühlt werden muss.

    Zu einer durchdachten Kücheneinrichtung gehört auch, dass zwei Leute gleichzeitig in der Küche hantieren können, ohne sich allzusehr in die Quere zu kommen. Dies lässt sich z.B. in einer U-Küche gut organisieren. Um genügend Platz für den Esstisch zu haben, muss dabei eine Seite kürzer sein.

    Wieviel Platz muss man für einen Esstisch einplanen? Ein Essplatz muss 60 cm breit und 40 cm tief sein. Vor der Tischkante braucht man einen Abstand von etwa 110 cm, damit man die Stühle zum Hinsetzen abrücken kann und damit hinter den Sitzenden genügend Platz zum vorbeigehen bleibt (Durchgangsbreite 60 cm).

    Ob Sie sich für eine Einbauküche entscheiden hängt von Ihren persönlichen Vorstellungen und eventuell von dem eingeplanten Budget ab. Es hat jedoch keineswegs nur Nachteile, auf eine Einbauküche zu verzichten. Denn ist die Einrichtung erst einmal fest installiert, bleiben die überbauten Flächen jahrelang vor dem Wischlappen sicher. Das hindert den Hausstaub und pulverförmige Lebensmittel wie Mehl jedoch nicht, sich durch Ritzen einen Weg in die dunklen Ecken zu suchen. Zusammen mit dem Dampf, der in der Küche nicht zu vermeiden ist, ergibt sich ein Klima, das unliebsamen Gästen wie Mehlwürmern und Silberfischchen einen idealen Nährboden bereitet. Wer Wert darauf legt, bis in die Ecken zu wischen, ist mit freistehenden Möbeln oder Möbeln auf Rollen nicht schlecht beraten.

    Wenn es irgendwie vermeidbar ist, sollten Einbaumöbel oder größere Einzelmöbel nicht an Außenwänden angebracht werden. Dort wirken sie nämlich wie eine innenliegende Wärmedämmung. Das heißt, die Wand hinter dem Schrank ist kälter als die übrigen Wände, da sie von der warmen Raumluft, die vom Schrank abgepuffert wird, nicht so stark erwärmt werden kann. An der kalten Wand schlägt sich der Küchendunst nieder wie an einer Glasscheibe. Dies führt zu ständiger Feuchtigkeit und schließlich zu Schimmelbildung.

    Zum richtigen Lüften der Küche gehört mindesten ein ganz öffenbares Fenster. Am besten ist es, wenn gegenüber noch ein Fenster oder eine Tür ins Freie liegen, damit mit einer Stoßlüftung der Dampf schnell und wirkungsvoll nach draußen geleitet werden kann. Eine Dunstabzugshaube ist dann lüftungstechnisch gesehen nicht erforderlich. Das erspart den Einsatz von Energie und das Problem des Wechselns und der Entsorgung der Filter.

    Ein weiteres Entsorgungsproblem, an das Sie beim Einrichten Ihrer neuen Küche zwar noch nicht denken wollen, betrifft den Fußboden. Seit der Erfindung des PVC gehören Plastikfußböden zum beliebtesten Bodenbelag in der Küche. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass das zweifelsfrei pflegeleichte und strapazierfähige PVC erhebliche Nachteile hat, wenn man es nicht mehr braucht; es muss als Sondermüll entsorgt werden. Neben dem Gewissen belastet das auch den Geldbeutel erheblich. Eine der Alternativen, die langsam wieder Freunde gewinnt, ist das gute alte Linoleum. Es besteht aus unbedenklichen Materialien und ist kaum weniger pflegeleicht als PVC. Zudem ist es wärmer und angenehm zu begehen. Mittlerweile haben sich Hersteller gefunden, die farbige und attraktive Linoleum-Beläge anbieten, denen nichts mehr vom Muff alter Schulhäuser anhaftet.

    Ein sehr schönes, wenngleich nicht billiges Material für Küchenfußböden ist Holz. Harte einheimische Hölzer wie Buche, Esche und Eiche sind durchaus geeignet, den Belastungen zu widerstehen, den der Küchenalltag mit sich bringt. Am besten ist es, Kernholz mit der Stirnseite nach oben zu verlegen, das nennt man Holzpflaster, jedoch eignen sich auch Dielenbretter. Als Holzbehandlung ist ölen zu empfehlen, auf keinen Fall Versiegelung. Abgesehen davon , dass der zur Versiegelung verwendete Lack giftig ist, würde die Versiegelung auch die Beanspruchung nicht lange aushalten und nach kurzer Zeit schäbig aussehen. In Ehren gealtertes Holz hingegen sieht immer gut aus. Stein- oder Fliesenfußböden sind dauerhaft und pflegeleicht (wenn es kein Kalkstein ist, der Säure nicht verträgt), aber ein Teller, der auf weiches Linoleum fällt, bleibt vielleicht heil, auf dem Steinboden sicher nicht. Terrakotta-Fußboden sieht schön aus, hat aber offene Poren, in denen Fett oder Rotwein zu dauerhaften Andenken werden.

    Das gleiche gilt für die Arbeitsplatte. (Fast) jeder Küchenfachmann wird Ihnen kunststoffbeschichtete Spanplatte oder eigens entwickelte Kunststoffe oder Kunststein als allein seligmachendes Material für Ihre Küchenarbeitsplatte empfehlen. Bei der Frage, wie es denn mit Holz aussieht, erntet man meist ein mehr oder weniger gut verstecktes Lächeln („Wieder so ein Öko-Spinner!“). Lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern. Eine geölte Buchenplatte leistet Ihnen hervorragende Dienste. Und sie hat eine ganze Menge Vorteile gegenüber den meisten anderen Werkstoffen: geöltes Holz ist mit Sicherheit ungiftig; es bringt eine behagliche Atmosphäre; Holz fasst sich warm und angenehm an; Sie können heiße Töpfe darauf abstellen; Holz wirkt antibakteriell. Ist einmal etwas passiert, gehen Sie mit Stahlwolle oder feinem Schleifpapier drüber und der Schaden ist behoben. Abstehende Umleimer an Resopalplatten oder Schnitte in Kunststoffplatten sehen wesentlich „unordentlicher“ aus als Gebrauchsspuren auf Holz. Wir dürfen ruhig zulassen, dass die natürlichen Materialien, die uns umgeben – genauso wie wir – mit der Zeit nicht mehr ganz neu aussehen.