Zum Inhalt springen

Worüber regst du dich denn auf?

    Worüber regst du dich denn auf? Über die Schlechtigkeit der Menschen? Ruf dir den Satz ins Gedächtnis, dass die vernünftigen Menschen um einander willen da sind und dass Duldsamkeit gegenüber seinen Mitmenschen zur Gerechtigkeit gehört und vor allem, lass dich nicht hin und her zerren und sei nicht gar zu erpicht auf irgendetwas, sondern sei freien Sinnes und blick auf die Dinge wie ein sterbliches Wesen. Unter den Sätzen aber, die dir unmittelbar zur Hand sein müssen, auf die du dich zurückziehen kannst, sollen die folgenden zwei sein: Erstens, dass die Dinge nicht die Seele berühren, sondern außerhalb dieser regungslos dastehen, dass vielmehr die Beunruhigungen ausschließlich aus der Meinung in uns kommen. Und zweitens, dass all das, was du hier siehst, beinah schon in Umwandlung begriffen ist und bald gar nicht mehr sein wird.

    Entnommen aus: Marc Aurel: „Selbstbetrachtungen„, übertragen von Wilhelm Capelle, Alfred Kroener Verlag, Stuttgart

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert