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Neues Bauen

Bruno Taut und das neue Bauen

Das Neue Bauen war in Deutschland eine Bewegung in der Architektur und im Städtebau in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bis in die Zeit der Weimarer Republik. Sie ist im Kontext zu sehen mit der sich gleichzeitig entwickelnden Neuen Sachlichkeit und der Bewegung De Stijl in den Niederlanden. Stellvertreter des neuen Bauens sind das Bauhaus als experimentelle Lehrstätte und das Neue Frankfurt als erstes umfassendes städtebauliches und soziales Projekt. Der Richtung und damit auch der gesamten Bewegung des Neuen Bauens stand die konservativ ausgerichtete traditionalistische Strömung des Heimatschutzstils gegenüber. Den Begriff Neues Bauen prägte der Architekt Erwin Anton Gutkind mit dem Titel seines 1919 erschienenen Fachbuches Neues Bauen. Grundlagen zur praktischen Siedlungstätigkeit.
Ziel des Neuen Bauens war es, durch Rationalisierung und Typisierung, den Einsatz neuer Werkstoffe und Materialien sowie durch sachlich-schlichte Innenausstattungen eine völlig neue Form des Bauens zu entwickeln, bei der der Sozialverantwortung (viel Sonne, Luft und Licht gegen Mietskasernen, Hinterhöfe und beengte Räume) eine zentrale Bedeutung zukam. So entstand eine Vielzahl an Siedlungen, die häufig zu Zeiten von sozialdemokratischen Mehrheiten in den jeweiligen Gemeindevertretungen auf den Weg gebracht wurden.
(Quelle: Wikipedia)

Bruno Taut (1880-1938) zur Frage: Was ist die Neue Bewegung?

1. An der Spitze aller Forderungen an einen Bau steht die bestmögliche Benutzbarkeit.

2. Das verwendete Material und die verwendete Konstruktion muß sich völlig der ersten These unterordnen.

3. Die Schönheit entsteht aus der direkten Beziehung zwischen Bau und Zweck, aus den natürlichen Eigenschaften des Materials und aus der Eleganz der Konstruktion.

4. Die Ästhetik des neuen Bauens kennt keine Grenzen zwischen Fassade und Grundriß, zwischen Straße und Hof, vorne und hinten. Keine Einzelheit ist als Selbstzweck da, sondern sie ist dienendes Glied der Gesamtheit. Was gut funktioniert, sieht gut aus. Wir glauben einfach nicht mehr daran, daß etwas schlecht aussieht und doch gut funktioniert.

5. Das Haus selbst verliert auch als Ganzes ebenso wie seine Einzelteile die Abgrenzung und Isolierung. Wie seine Einzelteile untereinander vom Zusammenspiel leben, so das Haus mit seinen Kameraden. Es ist ein Erzeugnis kollektiver und sozialer Gesinnung. Wiederholung ist also nicht unerwünscht, sondern im Gegenteil das wichtigste Kunstmittel. Bei gleichen Bedürfnissen gleicher Bau, daher Abweichungen zum Besonderen nur, wo das Bedürfnis ein besonderes ist. Besondere, die Gleichartigkeit aufhebende Bedürfnisse sehen wir nur oder vorwiegend in Bauten von umfassender, also sozialer Bedeutung.

“Das Einfache ist nicht immer das Beste; aber das Beste ist immer einfach”

(Heinrich Tessenow: Hausbau, S. 38)