Zum Inhalt springen

Gentechnikfreie Fütterung ist immer noch möglich

    Landwirtschaft und Ernährung

    Troy Roush, ein amerikanischer Farmer, wurde von seinem Nachbarn beim weltweit agierenden Konzern Monsanto wegen „Patentverletzung“ angezeigt, was ihm und seiner Familie in dem folgenden zweijährigen Rechtsstreit viel Nerven kostete – und 400000 US-Dollar. So wurde behauptet, dass Roush auf seinem Acker gentechnisch verändertes Monsanto-Saatgut nachgebaut habe, weil auf seinem konventionell bewirtschafteten Sojabohnenfeld auch Monsanto-Pflanzen wuchsen. Über Anwälte sollte er gezwungen werden, Nachbaugebühren an den Konzern zu zahlen.

    Bild: Die „Region aktiv“-Projektkoordinatorin „Gentechnikfreier Chiemgau“, Julia Reimann, neben US-Farmer David Dechant (links) aus Colorado und Troy Roush aus Indiana. (Foto: Zeilinger)

    „Untermauert“ wurden die Forderungen laut Roush durch gefälschte Bodenproben und Unterschriften von Landhändlern sowie falschen Behauptungen und einer Flut von Anwaltsbriefen. Trotz Gegenbeweisen der Familie Roush – Landhändler bekannten vor Gericht unter Eid ihr Vergehen – bekam Roush nicht recht. So einigte er sich schließlich nach zweijährigem Nervenkrieg auf einen Vergleich. Dieser kostete Roush 400000 Dollar Anwaltsgebühr. „Wäre ich weiter gegangen, hätte ich noch 600000 Dollar drauflegen müssen“, erklärt er sein Einlenken. Seine Familie musste wegen der psychischen Belastung ohnehin schon zu Medikamenten greifen.

    Zwei US-Landwirte, David Dechant und Troy Roush, haben die Einladung des Vereins „Region aktiv – Chiemgau, Inn, Salzach“ angenommen, um von ihren Erfahrungen mit der Aussaat von genmanipuliertem (GVO-)Saatgut und den Folgen für die gesamte Landwirtschaft zu berichten. Im (über)vollbesetzten Saal beim „Oberwirt“ in Obing hatte die souveräne Übersetzerin Barbara Schiller eine schwere Aufgabe. Themen des Abends waren die Macht der Saatgutkonzerne in USA, das Bauernsterben trotz GVO-Einsatzes, der Verlust von gewachsenen Strukturen, das Misstrauen von Nachbarn – und was Agro-Gentechnik in der Realität bedeutet. Monsanto, Pioneer und Syngenta teilen sich mittlerweile fast den gesamten US-Markt.

    In USA wird seit dem Jahr 1996 GVO-Saatgut ausgebracht, mittlerweile auf über 50 Prozent der Anbauflächen. Am bekanntesten ist das so genannte RoundupReady-Konzept für Soja und Mais (Monsanto), dessem Saatgut Gene gegen Schädlinge zugefügt wurden. Durch den „Roundup“-Pestizid-Einsatz wird jedes pflanzliche Leben auf dem Feld vernichtet – außer eben dem der Sojabohne oder der Maispflanze. Dieses Verfahren wird auch für Raps und Baumwolle angeboten.

    Bild: „Gentechnikfreie Fütterung ist möglich“, hieß das brisante Thema in Traunstein. Die Referenten von links: Christian Wagner, Landwirt und Milcheinkäufer der Andechser-Molkerei Scheitz, Josef Feilmeier, Landhändler und Landwirt aus Edlham/Passau sowie Frank Filliung, Geschäftsführer des BBV Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen. (Foto: Zeilinger)

    Knebelverträge von Monsanto

    Der Welt-Konzern Monsanto startete in der Vergangenheit in amerikanischen Medien eine aggressive Werbekampagne für seine Produkte. Wenn Bauern Saatgut des Konzerns kaufen, sollten sie vertraglich die Statuten anerkennen und somit langfristig gebunden werden. Diese Verträge regeln auch den – oft weit entfernten Gerichtsstand – sowie den Verkauf der Endprodukte an Monsanto-Partner. Kostenlose Nachbaurechte von Saatgut gibt es dadurch keine mehr – „was über Generationen in der Landwirtschaft selbstverständlich war, zählt in Amerika in vielen Gebieten bereits zur Vergangenheit“, so die Farmer.

    Darüber hinaus wurden Bauern von Monsanto über die Medien aufgefordert, bei einer kostenlosen „Hotline“ anzurufen, wenn sie bei Nachbarn einen Verdacht auf illegalen Nachbau hätten. Viele Farmer fahren „zweigleisig“, das heißt, neben Monsanto-Saatgut verwenden sie auch das anderer Firmen. Laut einer Vertragsklausel können „Monsanto-Detektive“, wenn jemals Saatgut des Konzerns verwendet wurde, jederzeit den Privatgrund eines Bauern betreten und kontrollieren – auch noch Jahre später.

    Patentverletzung und Nachbaugebühren

    Was passiert also, wenn ein Bauer auf einem bestimmten Feld gar kein Saatgut des Konzerns angebaut hat, aber trotzdem dessen Pflanzen – verursacht durch Windflug oder Insekten – auf seinem Acker festgestellt werden? Das lesen wir am Beginn des Artikels. Hilfe für die Bauern von den großen „Bauernverbänden“ gebe es laut Dechant nicht, „denn die werden von den Konzernen finanziell am Leben gehalten“.

    Weniger Arbeitsplätze, magerer Gewinn

    Der Druck auf die US-Landwirte ist enorm: So müsse man ständig neues Land pachten, um zu überleben – trotz GVO-Saat, so Roush. Innerhalb von zehn Jahren ist sein Betrieb von 1000 auf 2500 Hektar gewachsen. Dafür haben einige Nachbarhöfe aufgeben müssen. Er brauche jetzt zwar weniger Arbeitskräfte, der Gewinn sei trotzdem kaum gewachsen, die Frau geht nebenher noch arbeiten.

    Viele Bauern in USA glaubten, dass genmanipuliertes Saatgut – das billiger angeboten wird als konventionelles – ihre Probleme lösen bzw. ihr Einkommen steigern könnte, so David Dechant. Durch weniger Pestizideinsatz hätte man mehr Zeit für andere Dinge – dachte man. Mittlerweile wachsen auch auf „RoundupReady“- Soja oder Mais-Feldern hochresistente Unkräuter, denen man nur mit großem zusätzlichem Pestizideinsatz Herr werden kann. Und in Gebieten, die spezifische Probleme haben, ist das dafür geeignete Monsanto-Gensaatgut teurer als anderswo, weiß Dechant. „Der Spritzmitteleinsatz hat enorm zugenommen – teils braucht man mehr als zuvor“, urteilten die Farmer. Außerdem seien Verbraucher außerhalb den USA gegenüber Lebensmitteln aus GVO-Saatgut kritischer eingestellt. Japan zum Beispiel lässt keinen genmanipulierten Weizen ins Land. Auch in Brasilien regt sich massiver Widerstand gegen die Kontaminierung des Saatguts.

    Märkte brechen weg – wegen GVO-Anbaus

    Viele Märkte seien schon weggebrochen, „es ist ein Wettrennen nach unten. Die einzigen Gewinner sind die ‚Eigentümer‘ des Saatguts“, so der Farmer. Troy Roush würde gern „den Flaschengeist wieder zurück stopfen, wenn er könnte“. „Fabrikfarmen“ seien mittlerweile traurige Realität in USA, und konventionelles Saatgut immer schwieriger zu bekommen. „Wir haben bereits die Kontrolle verloren“, gibt er zu. Was rät er den heimischen Bauern? „Vermeidet die Patentierung von Saatgut bei euch“, appelliert er an die Landwirte.

    Julia Reimann, „Region-aktiv“-Projektleiterin für einen „Gentechnikfreien Chiemgau“ war froh, dass „in unseren fünf Landkreisen bisher kein GVO-Satgut ausgebracht wurde“. Sepp Rottenaicher, „Region-aktiv“- Geschäftsführer, rief „alle nicht anwesenden Obmänner der Bauernverbände und Gremien auf: Schließt euch unserer Kampagne für eine gentechnikfreie Region an“.

    Die Schweizer haben sich jetzt in einer Volksabstimmung vorerst gegen GVO-Anbau entschieden. Wie würde wohl in Deutschland entschieden, sollte es eine Volksabstimmung geben?

    „Fütterung ohne Gentechnik ist möglich – ohne Mehrkosten für Bauern“, so der Bauer und Landhändler Josef Feilmeier aus Edlham bei Passau. Das Thema in den Traunsteiner „Chiemgau-Stuben“ hieß „Qualität ohne Gentechnik“, die Veranstalter von „Region aktiv – Gentechnikfreier Chiemgau“ luden neben Feilmeier den Geschäftsführer des BBV Miesbach, Bad Tölz/Wolfratshausen, Frank Filliung, sowie den Milcheinkäufer der Molkerei Andechs, Christian Wagner, dazu ein.

    „Kann unsere Region gentechnikfrei bleiben?“, fragte Feilmeier und meinte „sie muss es sogar. Sonst ist es wie früher beim DDT – die Rückstände sind überall nachweisbar.“ 90 Prozent der Verbraucher und Landwirte wollen laut Umfragen keine genveränderten Lebensmittel kaufen oder herstellen. Wer will das dann eigentlich am Markt durchsetzen und warum? Sechs Saatgutkonzerne teilen sich mittlerweile den „Kuchen“ am Weltmarkt: Monsanto, Syngenta, Pioneer, Bayer, BASF und Dow. Sie bieten ihr patentiertes Saatgut kombiniert mit einem Abnahmevertrag an. Das heißt, den Bauern wird vorgeschrieben an wen und zu welchem Preis sie ihre Ernte verkaufen – und an wen sie ihre Lizenzgebühr zahlen „dürfen“.

    Kerngeschäft ist der Spritzmittelverkauf

    Diese Firmen seien gewinnorientierte Aktienkonzerne und hätten nur eines im Sinn: ihr „Kerngeschäft“ zu steigern. „Und was ist dieses Kerngeschäft?“, fragt Feilmeier, und weiß die Antwort: „Pflanzenschutzmittel zu verkaufen.“ So wurde wissenschaftlich bewiesen, dass bei GVO-Nutzung nach anfänglichen Einsparungen mittlerweile wesentlich mehr Spritzmittel eingesetzt werden müssen, als zu Beginn. Feilmeier: „Gegen den Maiszünzler oder andere Schädlinge gibt es nur eines – keine Monokultur über Jahre hinweg, die Fruchtfolge beachten – dann gibt es die Schädlinge nach spätestens fünf Jahren nicht mehr. Wir brauchen dazu keinen BT-Mais oder die „Round-up-Lösung“ von Monsanto und Co.“. Auch Tiere sind ohne GVO-Produkte gesünder: Eine zwei-jährige Testphase bei Rindern, Schweinen und Hühnern hat dies bestätigt. „Tiere muss man ernähren, nicht füttern“, so Feilmeier. Einwände von Bauern, dass es kein gentechnikfreies Soja mehr gebe, ließ er nicht gelten: In Brasilien werde 40 Millionen Tonnen genfreies Soja produziert, der Bedarf in der EU liege derzeit bei 45 Millionen Tonnen. Man könnte also fast den gesamten Bedarf nur mit dem brasilianischen Soja decken. Dank der internationalen Arbeitsgruppe „NON-GMO“, der auch Feilmeier angehört, steht ab Januar im Nürnberger Hafen GVO-freies Soja zur Verfügung, durch Direktbezug aus der größten Ölmühle Brasiliens. Weitere Hafenlager seien geplant. Darüber hinaus gebe es heimische Futter-Alternativen: Mais, Getreide, Raps, Lein oder Sonnenblumen. Feilmeier rechnete vor, dass sich jede dieser Möglichkeiten auszahle.

    Vorsicht: der Landwirt haftet

    Ab Januar tritt neues EU-Recht in Kraft. So haftet der Landwirt als „Inverkehrbringer“, wenn sein Produkt über 0,9 Prozent GVO enthält. Eine schriftliche Bestätigung der Verkäufer – auch beim Saatgut – , dass die Ware gentechnikfrei ist, sei beim Kauf dringend anzuraten – und die Bestätigung solle man sich unbedingt aufheben.

    „Verlangt im Lagerhaus gentechnikfreie Ware, das ist wichtig und lasst euch nicht abwimmeln“, rät Feilmeier. „Wenn euch GVO-Zeug verkauft wird, lasst euch also nicht darauf ein“, appelliert Feilmeier an die Bauern, „schickt das Zeug zurück und verlangt gentechnikfreie Ware, die es in Hülle und Fülle gibt.““Ist das Lagerhaus euer Partner oder der der Industrie? Das sei ja gerade so, als wenn eine Kfz-Zulieferfirma Audi oder BMW vorschreiben wolle, was sie zu nehmen hätten. Und was wollt ihr Bauern: von der Industrie abhängig sein oder freie Bauern bleiben? Reicht euch die staatliche Abhängigkeit noch nicht?“ fragt Feilmeier provozierend.

    Weitere gentechnikfreie Regionen

    Dass es neben dem „Gentechnikfreien Chiemgau“ auch andere Regionen gibt und Bauern, die sich nicht dem Willen der Konzerne oder „Volksvertretern“ beugen wollen, davon berichtet der Bauerverbands- Geschäftsführer der Kreisverbände Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Frank Filliung. Fast alle der 2900 Landwirte in den Landkreisen haben sich 2004 freiwillig verpflichtet, vorerst ein Jahr lang auf genmanipuliertes Saatgut oder -Futtermittel zu verzichten – diese Aktion wurde jetzt unbefristet fortgesetzt. „Wir wollten damals Signale setzen“, so Filliung, „und bekamen großes Medien- und Verbraucherinteresse.“

    Keiner der BBV-Kreisverbands-Obmänner verweigerte sich dieser demokratischen Maßnahme; als milchverarbeitenden Partner gewann man die Molkerei Scheitz in Andechs, bei der man offene Türen einstieß. Dies bestätigt auch der Landwirt und Milcheinkäufer der Molkerei, Christian Wagner. 138 von 140 konventionell wirtschaftenden Milchlieferanten willigten ein, vorerst eineinhalb Jahre „sauber“ zu füttern. Die beiden Nichtunterzeichner beliefern mittlerweile eine andere Molkerei. Die Andechser-Molkerei habe damals den Landhändler Josef Feilmeier beauftragt, einen Futtermittelplan und -liste zu erstellen, die man den Bauern aushändigte. Auch wenn das Kerngeschäft der „Andechser“ die Bio-Schiene ist, sei dieser Schritt enorm wichtig gewesen, so Wagner, man wollte das Risiko minimieren, genverunreinigte Ware zu verkaufen, darüber hinaus die Andechser-Philosophie im gesamten Betrieb durchsetzen. Auch als Zulieferer für die babynahrungsverarbeitende Industrie habe man eine große Verantwortung zu tragen.

    Natürlich war „das“ Thema damals in Andechs der Milchpreis. Muss jedoch gentechnikfreie Milch teurer sein und akzeptiert der Verbraucher den höheren Preis der konventionellen Ware? Die Lösung musste kostenneutral sein – darum fragte man Feilmeier um Rat und „man hat dann a saubere Sach g’macht“, erinnert sich Wagner. Die Zusammenarbeit von Molkerei, Futtermittelhändlern und Bauern klappte. Man hielt in allen Orten Versammlungen ab, „die Bauern waren stolz, auf den Beschluss“, so Wagner.

    „Einigen schmeckte nicht, dass Bauern gentechnikfrei produzieren, denn es wehte zum Beispiel aus Milch-Fachzeitschriften eisiger Gegenwind – die örtliche Presse stieß später in das selbe Horn“, so Wagner. Genutzt habe dies bis jetzt wenig, die Bauern seien von ihrer Entscheidung überzeugt; mittlerweile gibt es auch beim Raiffeisen-Lagerhaus gentechnikfreies Sojafutter zu kaufen.

    „Österreiche Milchverarbeiter wie ‚Tirolmilch‘, Kärntnermilch‘ und ‚NÖM‘ sowie die Schweiz mit ‚Emmi‘ haben es uns vorgemacht – und der Verbraucher greift zu gentechnikfreien Produkten“, weiß Wagner. Der Vorwurf, die Molkerei Scheitz habe den Schritt nur unternommen, um einen grünen Punkt im Greenpeace- Einkaufsführer, (Bezug: Telefon 040/30618120) zu bekommen, ist für Wagner lächerlich. Auch die großen Lebensmittelkonzerne verlangen inzwischen verstärkt gentechnikfreie Produkte im konventionellen Bereich.

    „Wir müssen die Themen vorgeben – und zwar positive – nicht hinterher laufen“, so Wagner abschließend, „denn wenn unsere Bauern nicht mehr überleben können, kommen die Lebensmittel aus dem Ausland. Dann werden wir davon genauso abhängig, wie wir es jetzt schon vom Öl sind.“ „Die Nachweismethoden von Genrückständen in der Milch werden immer mehr verfeinert, lasst einfach die Finger weg, dann seit ihr auf der sicheren Seite“, rät der LVÖ- und Biokreis-Vorsitzende Anton Daxenbichler den Bauern.

    US-Farmer und Monsanto-Gebaren:

    David Dechant ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er bewirtschaftet bei Denver in Colorado mit seinem Bruder 1215 Hektar Land. Neben Luzerne, Mais, Weizen, Sonnenblumen baut er noch Braugerste an. 1998 probierte er den „RoundupReady“- Mais-Anbau aus, entschied sich in der Folge aber wieder gegen das GVO-Saatgut. Er ist Geschäftsführer der Amerikanischen Maisbauern Organisation (American Corn Growers Associaton).Troy Roush bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie 250 Kilometer östlich von Chicago in Indiana 2230 Hektar Boden. Er baut gentechnisch veränderte Sojabohnen, Weizen, Mais und Popcornmais an. Dazu kommen 15 Hektar ökologisch angebaute Sojabohnen – als erster Versuch einer eventuellen Umstellung, sollte die Ernte zu 99,9 Prozent genfrei ausfallen. Troy Roush setzt sich dafür ein, dass Bauern vor Klagen der Saatgutkonzerne geschützt werden und brachte schon einen entsprechenden Gesetzentwurf für seinen Staat Indiana ein: die „Farmer Bill of Rights“. Darüber hinaus berät er Bauern, die bereits von Monsanto verklagt wurden oder denen eine Klage droht.

    Monsanto: Bis heute wurden von dem weltweit agierenden Konzern 90 Klagen gegen US-amerikanische Bauern eingereicht. Die Klagen betreffen 147 Bauern und 39 kleine Firmen oder Landhändler. Die Bauern sind klar im Nachteil, da Monsanto einen jährlichen Haushalt von 10 Millionen Dollar sowie 75 Angestellte hat, die sich ausschließlich der Ausforschung und juristischen Verfolgung von Bauern widmen. Viele Bauern sind nach einem verlorenen Prozess gegen Monsanto und Co. oder nach einem „Vergleich“ ruiniert und müssen ihr Land zu einem Spottpreis verkaufen. Quelle: „Monsanto gegen Bauern“, Zentrum für Nahrungsmittel-Sicherheit (CFS), Sitz: Washington DC und San Francisco, USA (www.centerforfoodsavety.org).

    Weitere Informationen (besonders auch für Lagerhäuser) über Bezugsquellen von gentechnikfreier Ware in ihrer Region gibt es bei Josef Feilmeier, Telefon 08541/8602, Fax 08541/2664, gentechnik.will.ich.nicht@freenet.de

    Kommentar:

    Schade, dass sich heimische Molkereien zu dem Thema bedeckt halten, obwohl sie derzeit eine große Chance zur Profilierung hätten; ebenso schade, dass kein BBV-Funktionär – trotz persönlicher Einladung von „Region aktiv“ – an dem Abend gesehen wurde. Ist das Thema (immer noch) nicht brisant genug? Dabei geht es doch um existenzielle Fragen, die (nicht nur) den Bauernstand betreffen. Es tauchen auch weitere Fragen auf: brauchen unsere Bauern eigentlich immer mehr kostenpflichtige Reglementierungen für ihre Produkte (Verdienstausfall), weil andere schlampig arbeiten oder gar kriminelle Energien freisetzen (Fleischskandale); und warum soll Saatgut nicht mehr kostenlos nachzubauen sein. Als besonderes „Schmankerl“ will nämlich der Gentechnik-Konzern Monsanto – als Vorreiter – das „Terminator-Gen“, das nur einmal keimfähig ist, auf dem Markt durchsetzen. Wem nützt das wohl am meisten, wer verdient daran?

    Ist GVO-Anbau wirklich ein Allheilmittel, wie einem weisgemacht werden soll „um den Anschluss (an was bitte?) nicht zu verlieren“? Offenbar nicht, denn wer den Vortrag der US-amerikanischen Bauern in Obing besucht hat, weiß, dass dieser Schritt in einem Knebelvertrag oder einer Tragödie endet – denn wenn der Bauer nicht nach der Pfeife der Konzerne tanzen will, dann werden eben rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet. Und man kann sicher sein: Die Saatgut-Aktiengesellschaften sitzen finanziell am längeren Hebel.

    So war in Traunstein auf einer Leinwand zu lesen: „Die ‚Grüne Gentechnik‘ wir wollen sie nicht! Wir wollen frei bleiben!“

    Es lohnt sich – auch für Verbraucher – darüber nachzudenken. Wehrt Euch!

    Herbert Zeilinger