Zum Inhalt springen

Besser bauen

    Der Prince of Wales wird als Architekturkritiker gefürchtet – und belächelt. Ein Wort von ihm, und die halbe Bauwelt liegt in Trümmern. Er sagt »Mülltonne« zu einer Schule oder »Geschwür« zu einem Museum, und schon ist das betreffende Gebäude in den Augen vieler für immer vernichtet.

    Im Grunde dürfte sich Prinz Charles nicht mit Stilkritik begnügen. Ändert euer Leben!, müsste er rufen. Denn nur so ändert sich die Architektur! Er müsste nicht nur den Abriss von Beton- und Glasklötzen fordern, sondern auch die Zerstörung des enthemmten Kapitalismus.

    Gut ist Architektur nicht bereits deshalb, weil Architekten sie gut finden. Oder mit den Worten von Adolf Loos: »Das Haus hat allen zu gefallen. Im Unterschied zum Kunstwerk, das niemandem zu gefallen hat.« So reizvoll einzelne ungewöhnliche und umstrittene Baukunstwerke auch sind, so wichtig die gestalterische Fantasie der Architekten sein mag – noch wichtiger wäre es, sie übten sich in der Kunst der Angemessenheit. Denn nichts anderes ist gute Architektur: Sie muss sich anlehnen an das, was war. An das, was vom Allgemeingeschmack gedeckt wird. Und muss doch, um nicht epigonal und steril zu sein, einen eigenen Ausdruck finden. Es ist eine heikle Balance aus Konvention und Eigensinn.

    Hanno Rauterberg, DIE ZEIT 21/2009

    Mehr: http://www.zeit.de/2009/21/Architekturdebatte